Vom Underdog zum Vorzeigebezirk

Die Bibliothek und das Lernzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien von unten gesehen.
Im Windschatten von U-Bahn und neuer Uni könnte sogar ein Passagierhafen entstehen.

Erstmals arbeiten in Wien Lokalpolitik und Wirtschaft eng und offiziell zusammen, um den Aufstieg eines Bezirkes weiter zu beschleunigen.

Konkret handelt es sich um die Leopoldstadt. Bezirksvorsteher, Manager der Austria Trend Hotels, des Wurstelpraters, des Glücksspielriesen Novomatic sowie der Messe Wien präsentierten Mittwoch das neu gegründete Konsortium.

Rasanter Zuzug

Denn die Leopoldstadt und hier vor allem das Stuwerviertel erfreuen sich seit einigen Monaten an einem rasanten Zuzug. Bezirkschef Karl Heinz Hora: „Aktuell haben wir 98.195 hauptgemeldete Bürger. Noch heuer erreichen wir die 100.000-Bewohner-Marke. Vor wenigen Jahren noch hätte das niemand prognostiziert.“

Seit diesem Boom explodieren auch Mieten und Wohnungspreise. „Ein wunder Punkt. Privaten Wohnbauträgern soll in Zukunft der Zugriff auf den Grundstücksmarkt erschwert werden“, kündigt Hora an. Schon am Nordbahnhofgelände wird der soziale Wohnbau forciert.

Grund: OMV, Bank Austria oder Mobilfunker A1 verlegten ihre Zentralen in den 2. Bezirk. Und diese Arbeitgeber brauchen junges Personal. Das aber findet sich seltener unter Besitzern von Eigentumswohnungen.

Einen weiteren „wunden Punkt“ stellt der Straßenstrich in der Leopoldstadt dar. Im Oktober eröffnet die neue Wirtschaftsuni im Prater. 25.000 Studierende pilgern dann – an den Sexarbeiterinnen vorbei – auf den Uni-Campus. Während Rektor Christoph Badelt vor Monaten im KURIER-Telefonat davon ausging, dass „dieses Problem gelöst wird“, musste Bezirksvorsteher Hora am Mittwoch abwinken: „Dort, wo es keine Wohnwidmung gibt, ist das Gewerbe erlaubt. Ich ärgere mich über meine Amtskollegen. Kein anderer Bezirk nimmt sich dieses Problems an. Obwohl es Möglichkeiten gäbe.“ Das sieht auch die Direktorin des Austria Trend Hotels, nahe der neuen WU, Irmgard Kuhner-Beichtbuchner so: „Eine Zumutung.“

Keine Visitenkarte Unterstützung kommt von Harald Neumann, Geschäftsführer der Novomatic: „Keine Visitenkarte für den aufstrebenden Bezirk.“ Apropos Novomatic: „Der internationale Glücksspiel-Gigant bewirbt sich um die große Casino-Lizenz: „Im Prater-Casino kann dann auch Roulette gespielt werden. Klappt es, wird das Haus erweitert.“

In der Leopoldstadt arbeitet man bereits an einer weiteren Vision: An der Bezirksgrenze, der Donau, soll ein Passagierhafen entstehen.

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