Vater hatte "schlechtes Gewissen", wenn er Kinder missbrauchte

Vater hatte "schlechtes Gewissen", wenn er Kinder missbrauchte
Prozess: Vater, Mutter und Mittäter angeklagt. Staatsanwalt: "Wie in einem Horrorfilm"

Der Staatsanwalt fasst zusammen: „Wie in einem Horrorfilm.“ Sehen will man den nicht. Genau hinschauen sollte man trotzdem, wie so etwas mitten unter uns jahrelang möglich ist.

Ein 29-jähriger Wiener missbrauchte seinen beiden Kinder – Bub und Mädchen zwischen sechs und acht Jahren – fast von ihrer Geburt an. Der Frühpensionist fotografierte und filmte dabei. Insgesamt fertigte er 7680 Fotos und Kinderpornofilme an, die er in einschlägigen Foren im sogenannten Darknet veröffentlichte bzw. gegen andere Fotos tauschte.

Der Mann überließ seine Kinder auch anderen pädophilen Männern, die er in seine Wohnung einlud, darunter einem nun mitangeklagten Tiroler Landwirt. Die gleichaltrige, schwer behinderte Ex-Ehefrau des Hauptangeklagten muss sich seit Montag ebenfalls im Wiener Landesgericht verantworten, weil sie bei dem Missbrauch tatenlos zugeschaut haben soll.

Auf einem von ihrem Ex-Mann gedrehten Film sieht man die kleine Tochter nackt in einer für Kinder ungewöhnlichen Pose – und im Hintergrund die Mutter, die die Szene beobachtet.

Neun fremde Kinder

Auch an neun anderen Kindern, die Eltern dem 29-Jährigen in Obhut gegeben hatten, vergriff sich der Mann. „Wenn ich in meiner normalen Welt war, konnte man sich ja auf mich verlassen“, erklärte der Vater.

Als im Mai 2017 einige Bilder auftauchten, konnte eine Lehrerin die Tochter des Angeklagten identifizieren. Der Fall flog im Rahmen der deutsch-österreichischen Polizeiaktion „Elysium“ auf. Der Mann wurde verhaftet, die Kinder beließ man bei seiner mitangeklagten Frau. Das Jugendamt will erst spät von den Missbrauchsvorwürfen und der angeblichen Mitwisserschaft der Frau erfahren haben und argumentierte, die Mutter sei die einzige Bezugsperson für die schwer traumatisierten Kinder. Sie habe sich in ihrer Verantwortung für die Kinder „enorm entwickelt“. Kurz vor Prozessbeginn kamen Sohn und Tochter dann doch zu einer Großmutter.

Im Prozess versuchte der Hauptangeklagte, seine schwer behinderte Ex-Frau herauszuhalten. Er habe während der 2016 aufgelösten Ehe darauf geachtet, dass sie nichts mitbekommt. „Ich habe ihr Vertrauen missbraucht“, erklärte er. Nach der Scheidung nahm er die Kinder zu sich.

Als Spiel betrachtet

Zur Anklage bekannte sich der Mann schuldig: „Ich kann es nicht mehr ändern.“ Zum Motiv sagte er: „Weil ich krank bin.“ Die pädophile Neigung habe er zum ersten Mal mit 13 Jahren verspürt. Zum Missbrauch erklärte er: „Das klingt jetzt blöd, aber ich habe versucht, dass die Kinder das gut verkraften.“ Er habe ohnehin „jedes Mal ein schlechtes Gewissen gehabt“. Den Kindern – die er mit Schokolade oder längerem Aufbleiben belohnte - habe er eingeschärft, mit niemandem darüber zu reden, „weil der Papa sonst ins Gefängnis muss“. Der Sohn habe den Missbrauch „als Spiel betrachtet“. Als der Bub im Kindergarten auffällig wurde, empfahl man dem Vater psychologische Betreuung – dann gingen alle zur Tagesordnung über. Die Urteile standen aus.

ricardo peyerl

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