Treppenlauf: Wo andere den Lift nehmen...

Es ist einfach brutal. Und trotzdem ist es meine größte Leidenschaft." Norbert Lechner hat ein eigenwilliges Hobby: Der Niederösterreicher bezwingt in seiner Freizeit die höchsten Stiegenhäuser der Welt. Zu Fuß und ohne Lift. Allein in diesem Jahr reiste der 28-jährige Sportwissenschaftler zu Treppenläufen nach New York, Taiwan, São Paolo oder Dubai. Im Februar durfte er als einziger Österreicher unter 4000 Bewerbern beim weltweit bekanntesten und ältesten Elitelauf im Empire State Building antreten. "Ich belegte dabei den 13. Platz", sagt Lechner stolz. Zwei Monate später und 11.000 Kilometer weiter östlich rannte er in Dubai Stiege für Stiege zum Siegerpokal aus Swarovski-Kristallen.
Diesen Samstag tritt Lechner an, um Österreichs höchsten Wolkenkratzer mit 48 Etagen zu bezwingen. Nicht ein oder zwei, sondern gleich drei Mal hintereinander rennen 300 internationale Teilnehmer insgesamt 2529 Stufen auf den Millennium Tower. "Der Lauf zählt zu den härtesten der Welt. Hier kommen schon die Besten zusammen", sagt Lechner. Es gilt den Vorjahresrekord von 11 Minuten und 35 Sekunden des Polen Piotr Lobodzinski einzustellen. "Das sind nicht mal vier Minuten für 48 Etagen", rechnet Lechner vor. Pro Stock brauchen die Eliteläufer nur fünf Sekunden. "Von den körperlichen Anforderungen ist das viel extremer als Bergsteigen, weil es stetig und schnell nur steil hinaufgeht. Es gibt keine härtere Sportart", ist er überzeugt.
Die extremen Anforderungen reizen auch Stefan Podany. Der 26-jährige Wirtschaftsstudent und Triathlet tritt zum ersten Mal bei dem Treppenlauf an. "Ich werde da einfach zuerst volle Kanne loslaufen und dann schauen , dass ich mithalte", sagt der Wiener. Profi-Läufer Lechner ist skeptisch: "Ein hohes Tempo kannst du vielleicht zehn Stockwerke halten. Aber was machst du mit den restlichen 38?"
2529 Stufen zum Glück

Doch was motiviert jemanden wie Lechner oder Podany dazu, drei Mal 48 Stockwerke hochzurennen, anstatt ganz einfach den Lift zu nehmen? "Es geht um den Moment, wenn ich mich das Stiegenhaus hochgekämpft habe, ins Freie trete und auf den Aussichtsplattformen der weltweit imposantesten Wolkenkratzer stehe", sagt Lechner euphorisch. "Ich falle vor Schmerzen zusammen. Alles tut weh. Die Oberschenkel brennen. Aber der Ausblick und das Gefühl, es geschafft zu haben, ist es dann wert."
Als Hobbyläufer Podany all dies hört, beginnt er allmählich an seiner Mission zu zweifeln. "Vielleicht habe ich das Ganze ein wenig unterschätzt", sagt er zaghaft. Profiläufer Lechner nickt. "Du wärst nicht der Erste."
Kommentare