Treffpunkt Wien: Ein Komiker unter Kastanienbäumen

Peter Lodynski denkt nicht an Ruhestand: „Die Ruhe kommt dann irgendwann eh von selbst“
Vor 50 Jahren drehte Peter Lodynski seinen ersten Farbfilm im Prater. Dem Schweizerhaus ist der Komödiant seitdem treu geblieben.

Lustig, findet Peter Lodynski, wie sich Dinge im Leben wiederholen. Zum Beispiel die Sache mit der Medizin. Denn der Autor, Regisseur und Schauspieler , der in seinem Leben mehr als 150 Sendungen produziert und in etlichen Serien und Theaterstücken mitgespielt hat, hat nach der Schule zunächst Medizin studiert.

Seine Verwandten hatten ihn dazu gedrängt. Weil er auch in den überheizten Operationssälen nie umkippte und weil er kranke Menschen gut besänftigen konnte. Ihn reizte der Arztberuf aber nie. Und nachdem er wieder einmal eine Prüfung vergeigt hatte, kam seine Mutter nach Wien und fragte, was er eigentlich tun wollte. „Ich will die Filmakademie machen, die Schauspielschule absolvieren und Kunstgeschichte studieren“, antwortete er prompt, tat das dann auch – und schloss die Ausbildungen mit Auszeichnung ab.

Treffpunkt Wien: Ein Komiker unter Kastanienbäumen

Peter Lodynski (re.) 1968  im Schweizerhaus mit Paul Hörbiger (li.) und Hans Holt

Dr. Vorhoff-Flimmer

Nun, ab 11. Juli, wird er zum fünften Mal im Lustspielhaus Am Hof auf der Bühne stehen. Und dort ausgerechnet einen Arzt spielen. Als Dr. Vorhoff-Flimmer wird er Albert (gespielt von Adi Hirschal) alle erdenklichen Krankheiten einreden und ihn „aussackeln“. Es ist Molières Stück „Der eingebildete Kranke“ von Max Gruber „neu verschrieben“, wie es auf dem Plakat heißt.

Auch wenn Peter Lodynski schon so oft auf der Bühne oder vor der Kamera gestanden ist, nervös ist er knapp zwei Wochen Tage vor der Premiere dennoch. „Aber sicher, ich bin ja kein Unmensch“, sagt er, als er den KURIER unter den schattigen Kronen der Kastanienbäume im Schweizerhaus trifft.

Zu dieser Traditionsgaststätte im Prater, die 1920 von der Familie Kolarik übernommen wurde und heute für Stelzen, Bier und den großen Biergarten bekannt ist, hat Peter Lodynski übrigens auch eine besondere Verbindung: 1968 drehte er seinen ersten Farbfilm „Lied aus Wien“ im Prater. Und in einer Drehpause hat Paul Hörbiger den damals 32-jährigen Lodynski dann in dieses Lokal mitgenommen. Peter Lodynski hat sogar ein Foto von damals dabei, hält es nun in die Kamera.

Dann nickt er dem Kellner freundlich zu, der soeben die Vorspeise – Rohscheiben und geräderten Bierrettich – auf dem Tisch abstellt. „Den kenn ich auch schon seit Jahrzehnten“, sagt Peter Lodynski und lacht.

Apropos lachen. „Früher, da hab ich so richtig lachen können. Wenn meine Eltern mich ins Kabarett Simpl mitgenommen haben und wir Karl Farkas gesehen haben, bin ich vor Lachen richtig in die Luft gehüpft. Meine Eltern haben mich kurz vor den Pointen am Arm gepackt, damit ich nicht so auffalle.“

Treffpunkt Wien: Ein Komiker unter Kastanienbäumen

Meister des Heiteren

Aber das Heitere sei ihm einfach immer schon näher gewesen. „Ich habe ja auch den ersten komischen Fenstergucker (eine der frühesten Fernsehreihen im Bereich Kultur, Anm.) produziert“, erzählt er, während ihm sein Kellner nun die Stelze mit Senf und Kren serviert. „Über das Wiener Dorotheum, das Pfandl. Und das kam so gut an, dass mir danach die Reihe ,Lied aus Wien’ angeboten wurde. Zehn Folgen wurde die lang.“ Der Künstler, der im Oktober seinen 82 Geburtstag feiert, nimmt den ersten Bissen.

An Ruhestand denkt er übrigens nicht. Im Oktober wird er wieder mit Adi Hirschal auf der Bühne des Metropol stehen und eine Version von Don Giovanni spielen, die ebenfalls Max Gruber bearbeitet hat. Im November ist er in einer Agatha-Christie-Inszenierung im Gloria Theater zu sehen. Und dann schreibt er auch noch an einem fünften Buch. Einer Münchhausen-Geschichte.

„Die Ruhe kommt dann irgendwann eh von selbst“, sagt er. „Bis dahin möchte ich möglichst viel schaffen.“

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Freizeitvergnügen

Schweizerhaus

Die Gaststätte im Prater ist seit 1920 im Besitz der Familie Kolarik. Das Lokal ist berühmt für seine   Stelzen (1 kg, 18,90€), seine   Rohscheiben (2,90€) und das Budweiser Bier (0,5 l 4,70€).

Lustspielhaus

Am 11. Juli startet das Lustspielhaus Am Hof in die 15. Saison. Gespielt wird „Der eingebildete Kranke – neu verschrieben“. Max Gruber hat den Molière-Stoff bearbeitet. Peter Lodynski spielt den Arzt Dr. Vorhoff-Flimmer, der Albert (Adi Hirschal) stets neue Krankheiten diagnostiziert.

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