"Er war schon länger auffällig", erzählt der junge Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen mag. "Er war schon öfter handgreiflich gegen uns." Bereits Anfang Jänner habe er sich an die Hausverwaltung gewandt, weil der Nachbar mit einem Schlagstock die Wohnungstüre seiner Mutter beschädigt hatte. Auch der kleine Bruder sei schon bedroht worden. Vor drei Tagen hätte der Mann dann erzählt, dass er sich bewaffnet habe. "Ich habe das aber nicht ernst genommen", sagt der Sohn. Ein Fehler.
Wollte Nachbarn "auslöschen"
Denn am Samstag installiert er gerade ein neues Waschbecken in der Wohnung seiner Mutter, als er plötzlich Schüsse hört. "15 Löcher habe ich in unserer Tür gezählt", sagt er. Mit seiner Familie versteckt er sich im Schlafzimmer und alarmiert die Polizei.
"Die ist gekommen, da hat er so getan, als wenn er nicht daheim wäre", berichtet der junge Mann. Die Beamten brachen die Türe auf, daraufhin hätte der 60-Jährige geschrien, dass er schießt. Die Beamten hätten daraufhin Verstärkung angefordert. "Er hat dann zwei Stunden lang davon gesprochen, dass er uns auslöschen will", behautet der Sohn.
Stundenlang hätte die Polizei versucht, mit dem Mann zu verhandeln. "Die Einsatzleiterin hat gesagt, 'wir wollen nicht auf Sie schießen, hören Sie auf', schildert der junge Nachbar. "Der Mann hat dann gesagt, dass er nur tot hier rausgehe." Die Polizisten hätten erst keine Schüsse erwidert. "Das möchte ich sagen", betont er.
Auf Polizisten geschossen
Auch die Polizei selbst hatte Samstagabend noch bekannt gegeben, dass man versucht habe, mit dem Mann, gegen den ein aufrechtes Waffenverbot bestand, zu verhandeln. Darauf sei der 60-Jährige aber nicht eingegangen, stattdessen hörten die Beamten Schüsse aus der Wohnung. "Der Mann schoss auch durch die Eingangstür in Richtung der Polizisten", schilderte Sprecher Daniel Fürst. Laut Polizei habe auch eine akute Gefährdung für die Bewohner der benachbarten Wohnungen bestanden.
Mehr als 30 Schüsse sollen abgegeben worden sein, einige davon trafen die Schutzschilder der Polizei. "Es ist ein Wunder, dass niemand von den Einsatzkräften erschossen wurde", so ein beteiligter Polizist. Beim Zugriff kam es dann zu einem Schusswechsel, bei dem der Mann aus der Waffe eines Polizisten getroffen wurde. Trotz eingeleiteter Erste Hilfe-Maßnahmen starb er noch vor Ort.
Nachbarn sprechen von psychischen Problemen
Laut dem jungen Nachbarn des 60-Jährigen habe der Bewohner bereits seit Längerem Nachbarn bedroht. Andere Anrainer erzählen ähnliches. Von psychischen Problemen des Mannes ist da viel die Rede. Früher, erzählen langjährige Nachbarn, sei er ein ruhiger Typ gewesen.
Während des Vorfalls selbst wurden die Bewohner des Hauses aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben. Sie hörten Geschrei und Schüsse. "Ich hatte viel Angst", erzählt Frau Maria. "Überall war Blut", sagt die 87-Jährige, die auf der selben Etage wohnt. Auch über die Social-Media-Plattform Tiktok ist der Einsatz von Anrainern gestreamt worden.
Die Ermittlungen der Polizei laufen nun. Was den Sohn der bedrohten Nachbarin besonders trifft: Dass niemand die Vorzeichen ernst genommen habe. Es habe erst etwas passieren müssen.
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