Währenddessen wurde das angeschossene Opfer unter laufender Reanimation ins Krankenhaus gebracht. Für den 38-Jährigen kam aber jede Hilfe zu spät, er erlag seinen schweren Verletzungen. Der Tatverdächtige soll den Ermittlern eine ganz andere Version des Hergangs geschildert haben. Demnach sei er mit der Waffe im Zuge eines Streits bedroht worden, während des Handgemenges soll sich der Schuss gelöst haben. Die Notwehr-Version wird nun von den Kriminalisten überprüft.
Lebensgefährtin festgenommen
Christa Hrbek, die im selben Haus wohnt, hat noch beobachtet, wie die Rettungskräfte versucht haben, das Leben des Mannes zu retten. „Es war schrecklich, ich wohne seit 60 Jahren hier. So etwas hat es noch nie gegeben“, schildert die 87-Jährige. Besonders an das laute Schreien einer Frau könne sie sich erinnern.
Bei der Frau handelt es sich um die 26-jährige Lebensgefährtin des erschossenen Mannes, die sich zum Tatzeitpunkt ebenfalls im Copyshop befand. Wie die Polizei am Montag bekannt gab, wurde die 26-Jährige festgenommen. „Es ist nicht auszuschließen, dass sie im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte“, heißt es von der Polizei. Weswegen konkret gegen sie ermittelt wird, könne man aus „ermittlungstaktischen Gründen“ aber nicht sagen, ergänzt Polizeisprecherin Barbara Gass.
„Mit einem großen Polizeitransporter wurde die Frau dann abgeholt. Ich habe gesehen, wie die Polizisten einige ihrer Kleidungsstücke in Säcke gepackt haben“, schildert Hrbek. Sowohl die 26-jährige Lebensgefährtin als auch der mutmaßliche Schütze wurden noch am Montag befragt, heißt es von der Polizei. Hintergrund der Tat dürften Streitigkeiten um Geld gewesen sein.
Streit um Geld?
Auch in der Nachbarschaft wird indessen über ein Motiv sowie den Täter spekuliert. „Meine Eltern haben etwa 20 Minuten vor den Schüssen das Haus verlassen. Im Eingangsbereich haben sie zwei Männer gesehen“, erzählt eine Studentin, die im zweiten Stock des Gebäudes in der Simmeringer Hauptstraße wohnt. Ihre Eltern vermuten, dass einer der beiden der Täter gewesen sein könnte.
Die Druckerei dürfte nicht zum ersten Mal Tatort eines Verbrechens geworden sein. „Im Februar ist dort eingebrochen worden. Ich weiß noch, wie ich die umgeworfenen Stühle und Tische im Geschäft drinnen gesehen hab’ und zum Yusof gesagt hab, was ist denn da passiert?“, erzählt Eman, eine Mitarbeiterin aus dem Blumenladen direkt daneben.
Er habe ihr erzählt, dass Handys, Laptops und Geld gestohlen worden seien, er aber nicht wisse, wer das gewesen sein könnte. "Gerade weil es schon mal einen Vorfall gab, bin ich sehr geschockt, dass das jetzt passiert ist. Ich kann mich gar nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren", schildert die Mitarbeiterin. Sie selbst sei am Sonntag während der Tat aber nicht im Dienst gewesen.
Nach der Bluttat versammelten sich in Simmering Dutzende Anwohner. Sie alle spekulierten über die möglichen Gründe für die Tat. Von Eifersucht und Schutzgelderpressung wurde gesprochen. Während die Polizei noch am Tatort Spuren sicherte, kam es auch zu einem Tumult.
Mann zu Boden gerungen, Polizist verletzt
Ein junger Mann hatte versucht die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Als die Beamten ihn daran hindern wollten, reagierte er aggressiv und musste von mehreren Polizisten zu Boden gerungen werden.
Der Festgenommene schrie um sich: "Ich habe nichts gemacht, ich wollte nur zum Geldautomaten". Um die Solidarität mit dem jungen Mann zu zeigen, schallte aus einer Box, die ins Fenster eines Wohnhauses gestellt worden war, bald darauf Lieder, die Polizisten beileidigen.
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