36 Prozent der Wiener Schüler arbeiten nebenbei
Rund 36 Prozent der Wiener Schüler arbeiten, um sich den Alltag in Wien zu finanzieren. So zumindest lautet das Ergebnis einer von der Arbeiterkammer Wien in Auftrag gegebene Sora-Studie „Junge Menschen in Wien“.
Insgesamt würden Wiener im Alter von 15 bis 30 Jahren ihrer Stadt gute Noten in punkto Lebensqualität ausstellen. Trotzdem gibt es eine wachsende Gruppe von jungen Menschen, die in den Bereichen Arbeiten, beim Wohnen oder in der Freizeit benachteiligt wird: Dabei handelt es sich hauptsächlich um junge Migranten, junge Frauen, insbesondere wenn sie höchstens eine Lehre abgeschlossen haben.
Immer mehr Schüler arbeiten
Die Zahl der Berufstätigen nimmt in Wien ab, dafür würde es immer mehr junge Menschen an die Hochschulen ziehen. Jeder zweite Wiener zwischen 15 und 30 ist in Ausbildung. Doch auch diese arbeiten bereits nebenbei, um sich das Studium und den Alltag zu finanzieren, heißt es in der Studie des Instituts Sora. 36 Prozent der Schüler und Schülerinnen und mehr als die Hälfte der studierenden Wiener arbeiten.
Darauf entfallen zum Beispiel 15 Prozent auf Gelegenheitsjobs, wie etwa das Verteilen von Flyern. Viele würde bereits einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, heißt es vonseiten der Arbeiterkammer Wien nach Anfrage vom KURIER. Dazu zählen unter anderem Samstagsaushilfen im Lebensmittelhandel oder Modeboutiquen. Einige sind auch in Familienunternehmen tätig.
Eine weitere Erkenntnis der repräsentativen Studie, die die Lebenslagen junger Menschen zwischen 15 und 30 Jahren im Zeitraum von 2003 bis 2013 untersucht hat, ist, dass 80 von 100 Jungwiener mit 30 Jahren berufstätig sind. Von den Berufstätigen arbeiten jedoch nur 63 Prozent Vollzeit und mehr als 30 Prozent sind in einem Teilzeitjob tätig.
Ausländische Berufsabschlüsse
Als Gründe für die hohe Teilzeitquote nennt die Arbeiterkammer Wien in einer Pressekonferenz Familiengründung oder eine Ausbildung, die nebenbei gemacht wird. Damit einhergehen würde oft ein niedriges Einkommen. Bei 16 Prozent werde es recht „knapp“ beim Einkommen, bei fünf Prozent reicht es gar nicht. Davon betroffen sind besonders viele Jungfamilien mit Kind.
Des Weiteren ist rund ein Viertel der berufstätigen Wiener unter 30 Jahren für ihren derzeitigen Job überqualifiziert. Darunter würden viele armutsgefährdete Menschen, Migranten der ersten Generation oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft fallen. Über 30 Prozent der Zuwanderer können ihre im Herkunftsland erworbenen Kenntnisse im Beruf nicht verwerten.
Laut Arbeiterkammer Wien ist das Hauptproblem der jungen Migranten, dass Firmen ausländische Zertifikate nicht für gleichwertig halten. Deswegen fordert AK-Präsident Rudi Kaske ein verlässliches System der Validierung ausländischer Berufsabschlüsse, damit die Unternehmen darauf vertrauen können, dass diese validierten Abschlüsse tatsächlich den inländischen gleichzuhalten sind.
Kein Hotel Mama
Hotel Mama war gestern. Rund 54 Prozent der 21- bis 25-Jährigen lebt außerhalb des Elternhauses. Bei der Gruppe zwischen 26 und 30 Jahren sind 89 Prozent von zu Hause ausgezogen. Die Studie zeigt jedoch, dass viele mit ihrer Wohnung unzufrieden sind: 11 Prozent bewerten den Zustand ihrer Wohnung als schlecht oder sehr schlecht. Bei denen, die noch im Hotel Mama wohnen, sind es nur 7 Prozent. Es gibt weiters immer mehr befristete Mietverträge und einen immer höheren Wohnkostenanteil – sowohl im privaten Wohnungsmarkt als auch im Gemeindebau.
Und obwohl der Gemeindebau seinen Zweck erfüllt, diejenigen aufzufangen, die sich am privaten Wohnungsmarkt nichts leisten können, appelliert die AK an die Stadt Wien: In den nächsten zehn Jahren müssen mindestens 8.000 neue Wohnungen pro Jahr gefördert werden, um die gegenwärtigen Wohnsituation zu entlasten. Zudem könne das vom Bund angekündigte Sonderwohnbauprogramm durch günstigere Angebote den Druck aus dem Wiener Wohnungsmarkt nehmen.
Mehr Grünflächen
In Sachen Freizeit wünschen sich die jungen Wiener mehr Freiräume ohne Konsumzwang. Vor allem Grünflächen und Innenhofbegrünung (45 Prozent) wären für die 15- bis 30-Jährigen ein Freizeitplus.
Laut der Studie des Instituts Sora bewegt sich Wien hin zum jüngsten Bundesland der Republik Österreich. Bis 2035 wird die Zahl der unter 14-Jährigen um fast 24 Prozent steigen, geht aus der repräsentativen Studie hervor. Deswegen müsse der Schwerpunkt nun auch auf jugendliche Angebote gelegt werden, so Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske.
Bislang wohnen die Jungwiener vor allem in Wien-Favoriten (10,9 Prozent) und Wien-Donaustadt (9,6 Prozent). Über den höchsten Anteil der unter 30-Jährigen darf sich Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus mit 37,1 Prozent freuen, gefolgt von Wien-Simmering mit 36,7 Prozent.
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