Konstruktive „Stör-Aktion“: Fischrettungsversuch auf der Donau

Es ist bereits das dritte Leben des Motorschiffs „Negrelli“, das in seinem sechzigsten Frühling vor Wien ankert: Wo in seinem ersten Leben Steine transportiert wurden, schwimmen heute Störe, die vom Aussterben bedroht sind. Wo im zweiten Leben vor allem Events stattfanden, werkt seit einigen Tagen der Fischerei-Biologe und Fischmeister Thomas Friedrich mit seinem Team.

„Arche Noah“ für Fische
Friedrich, Forscher an der Universität für Bodenkultur (Boku), arbeitet auf dem aufwendig umgebauten Frachtkahn im Auftrag eines großen, von der EU, der Stadt Wien, des Landwirtschaftsministeriums und der „viadonau“ geförderten Stör-Rettungsprojekts.
Der Biologe steht neben einem großen Frachtraum, der mit trübem Donauwasser gefüllt ist, und erläutert: „In diesem Becken sind die Mutterfische drinnen.“
Alle sind Störe, die in der Donau von ihrem Ursprung bis zum Schwarzen Meer seit bald 6.000 Jahren gefischt werden. Der kleinste Stör ist der Sterlet. Er wird nicht viel größer als einen Meter und meidet das Meer. Anders die anderen drei: Der Waxdick, manchmal auch Russischer oder Diamantstör genannt, wächst bis zu 2,35 Meter, der Sternhausen fast ebenso lang. Der Hausen bringt es sogar auf bis zu sieben Meter.
Führungen und Patronanz: Thomas Friedrich und sein Team bieten Führungen auf dem Schiff an. Mit der Patronanz für Mutterfische kann man das Projekt auch finanziell unterstützen. Mehr hier.
4 Störarten werden in dem Projekt „LIFE-Boat 4 Sturgeon“ gezüchtet, neben dem Sterlet: Waxdick, Sternhausen und Hausen.
Die Kraftwerke auf der Donau sind unüberwindbare Hindernisse für die Fische, die schon in der Ur-Zeit des Donaustroms gelernt haben, zwischen dem Schwarzwald und dem Schwarzem Meer ihre Eier abzulegen.
Noch wenige Jahrzehnte, dann wäre der Stör wohl aus der Donau verschwunden. Genau dagegen stemmen sich die Mitarbeiter und die Studenten der Boku sowie von Forschungsinstituten aus insgesamt acht EU-Ländern. „Wir haben auf dem Schiff eine schwimmende, lebende Gen-Bank“, erklärt Thomas Friedrich. Man könnte die „Negrelli“ auch als „Arche Noah“ für Fische bezeichnen.
Die Gene stammen von Donaufischen, die heute fast nur mehr auf Kaviarfarmen in Rumänien, Deutschland und Italien anzutreffen sind.

Des Forschers „Haustiere“
Einige wurden von Friedrich und Kollegen aus der Donau gefischt. Schön ist die persönliche Geschichte des Fischexperten, der in Linz an der Donau aufgewachsen ist: „Mit 14 habe ich mein erstes Aquarium bekommen. Später habe ich meine Fische in Fischteichen versorgt.“ Heute helfen des Forschers „Haustiere“ auf der „Negrelli“ aktiv, dass ihre Art überlebt.
Die Chance, dass die vier Störarten in freier Wildbahn überleben, ist groß, können sie doch in den insgesamt 35 Zuchtbecken in Donauwasser schwimmen und finden dort von der Temperatur bis zu den anderen Lebewesen natürliche Bedingungen vor. Es muss aber noch viel Wasser die Donau runterrinnen, bis das Los des Störs geklärt ist.
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