Serien-Missbrauch: Opfer belasten Angeklagten

Ein hölzernes Rednerpult mit Mikrofonen und einem Stuhl im Hintergrund.
Am Wiener Straflandesgericht wird einem 23-Jährigen der Prozess gemacht, der versucht haben soll mehrere Frauen zu vergewaltigen.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen einen jungen Mann fortgesetzt worden, der in der Bundeshauptstadt versucht haben soll serienweise Frauen zu vergewaltigen. Dabei belasteten die Opfer den 23-jährigen Angeklagten schwer. Die Frauen, die öffentlich aussagen wollten, erkannten in dem Beschuldigten ihren Peiniger.

Wiedererkannt

Einer 40-Jährigen kamen die Tränen, als der Angeklagte an ihr vorbei in den Gerichtssaal geführt wurde. „Er ist gerade an mir vorbeigegangen, er ist es zu 100 Prozent“, sagte die Frau zur Vorsitzenden des Schöffengerichts, Martina Krainz. „Jetzt hab' ich ihn gesehen und bin ur fertig.“

Sie war am 26. November 2015 am Weg von einer Veranstaltung nach Hause. Als sie mit dem Bus in der Nähe ihres Wohnhauses in der Donaustadt ankam, bemerkte sie einen laut telefonierenden Mann hinter ihr. Sie wollte ihn vorbeilassen, als der Mann plötzlich mit der Hand brutal unter den Rock griff. Die 40-Jährige stürzte auf den Boden. „Ich war so perplex, das ist so schnell gegangen.“ Der Mann gab ihr eine Ohrfeige, aber nachdem die Frau lauthals zu schreien begann, flüchtete der Angreifer.

„Ich bin schnell in meine Wohnung, hab' aber kein Licht aufgedreht, weil ich Angst hatte, dass er schaut, wo ich wohne.“ Die 40-Jährige saß lange Zeit im finsteren Vorzimmer und weinte.

Vorwürfe zurückgewiesen

Von Richterin Krainz zu den Vorwürfen angesprochen, meinte der Angeklagte: „Es tut mir leid, was mit ihnen (den Frauen, Anm.) passiert ist, aber ich würde nie den Versuch einer Vergewaltigung unternehmen“, sagte der 23-Jährige. „Ich hab eine kleine Schwester, ich würde nicht wollen, dass ihr so was passiert.“

Schwer belastet wurde der Angeklagte auch von der Rufdatenauswertung durch die Polizei. Der 23-Jährige war im Zeitraum der Auswertung vom 26. November 2015 bis 8. Februar 2016 acht Mal zum Zeitpunkt der Übergriffe in der Nähe der Tatorte. „Ein bisschen viel Zufälle sind das“, meinte Richterin Krainz. „Es kann sein, dass ich dort unterwegs war. Ich war auf dem Heimweg. Ich kenn' mich in Wien nicht so gut aus“, erklärte der 23-Jährige.

Obwohl die Richterin ihn darauf aufmerksam machte, dass sein Handy zum Teil weit weg von seiner Wohnung in der Leopoldstadt eingeloggt war, sagte der Beschuldigte: „Ich habe mit den Übergriffen nichts zu tun.“

Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Am vierten Verhandlungstag am Freitag soll ein Urteil ergehen.

Kommentare