Seniorendisco am Schiff: Einmal Dancing Queen, immer Dancing Queen

Seniorendisco am Schiff: Einmal Dancing Queen, immer Dancing Queen
Die Wiener Pensionistenklubs luden zur ersten Seniorendisco auf der Admiral Tegetthoff. Getanzt wurde ab der ersten Minute

„...Miiit 66 Jahren“, tönt die Stimme von Udo Jürgens über die Lautsprecher. „DA FÄNGT DAS LEBEN AN!“, stimmen die Seniorinnen auf dem Sonnendeck im Chor mit ein, reißen die Hände in die Höhe, lachen.

„Wir haben hier ja schon viele Themenpartys gehabt“, bemerkt ein Kellner, der gerade leere Spritzergläser einsammelt. „Aber so eine Stimmung hatten wir echt noch nie.“

300 Gäste haben sich an diesem frühsommerlichen Nachmittag auf der MS Admiral Tegetthoff eingefunden, dem Flaggschiff der DDSG-Flotte: Die Pensionistenklubs der Stadt Wien hatten zur ersten Seniorendisco am Wasser geladen.

Zum Sound von DJ Rono finden sich die Tanzenden bald auf der Tanzfläche im Erdgeschoß oder am Deck im Freien ein.

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Die erste Polonaise schlängelt sich schon zwischen den Tischen durch, bevor das Schiff überhaupt abgelegt hat. Manche bleiben in klassischer Tanzhaltung, andere fädeln sich in Linedance-Formation auf. Einige hüpfen, andere schunkeln und manche klopfen nur mit den Füßen. Nur ruhig sitzen bleibt hier kaum jemand.

„Etwas Flippiges“

Es sei eine Gemeinschaftsidee gewesen, sagt Ute Schwarzenberger vom Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser während das Schiff flussaufwärts gleitet. Es sei ja ein Event, das vor allem die jüngere Generation anlocken sollte. Früher habe es gereicht, einen Raum zum Austausch und Kartenspielen bereit zustellen, heute wollten die Seniorinnen und Senioren unterhalten werden. „Also haben wir uns etwas Flippiges, Cooles überlegt.“ Und Tanzen sei in den Klubs immer wieder ein Thema. Auch zur Discomusik.

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„Früher waren wir ja auch weg bis in die Morgenstunden“, spricht Edith Hanke, 70, wenig später genau das Thema an. „In der Tenne, zum Beispiel. Bis die erste Bim wieder gefahren ist.“

„Oder wir sind überhaupt zu Fuß nach Hause gegangen, mit den Schuhen in der Hand“, ergänzt ihre Freundin. Sie schauen sich an und lachen. Das waren noch Zeiten. Aber heute? „Wo sollen wir denn hin? Es gibt ja nix.“ Edith Handke zuckt mit den Schultern. In einer Diskothek würden sie auffallen, das ginge nicht. Deshalb hätten sie auch nicht gezögert, sich für diese Veranstaltung anzumelden.

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Und sie waren nicht die einzigen: Innerhalb von zweieinhalb Tagen waren die gesamten Tickets ausverkauft. Am Tag der Veranstaltung haben sich die meisten Besucher schon zwei Stunden vor dem Boarding an der Anlegestelle eingefunden. Niemand wollte zu diesem Event zu spät kommen.

Gemeinsam ist’s lustiger

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„...und keiner ist allein...“, schallt nun das Lied „Die Hände zum Himmel“ von den Kolibris über die Decks der Admiral Tegetthoff.

„Genau darum geht’s!“, bekräftigt Maria Dolezal, 66, mit roten Wangen von der Bewegung und einem Strahlen in den Augen. „Dass man nicht nur daheim rumsitzt.“ Ob sie sich die Party auch so vorgestellt hat? Maria Dolezal nickt: „Ja, eigentlich schon, wir sind ja alle Junggebliebene!“ Wenig später wird sie zu Markus Beckers „Das rote Pferd“ das Luftlasso wirbeln.

Indes laufen in der Bordküche die Arbeiten auf Hochtouren. Kurz bevor das Schiff auf Höhe der Burg Greifenstein wendet, wird das Essen serviert: Hühnerschnitzel, Zanderfilet oder Gemüsestrudel. Kurz kehrt Ruhe auf den zwei Etagen ein.

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Ältester Besucher

Kaum sind die Teller aber abserviert, fordert Karl Bubits, der an dem Tisch gleich neben der Tanzfläche sitzt, seine Sitznachbarin wieder auf. Zu einem Foxtrott führt er sie über das Parkett. Mit seinen 89 Jahren ist Bubits der älteste Passagier an Board.

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Seine Frau ist vor 18 Jahren gestorben, mehr als ein halbes Jahrhundert waren sie verheiratet gewesen. Seit ihrem Tod ist Karl Bubits häufig in den Pensionistenklubs, geht Nordic Walken und ins Tanzcafé. „Man muss ja etwas tun, um fit zu bleiben“, sagt er und fordert die nächste Dame auf.

Einige Minuten nach 19 Uhr erreicht die Admiral Tegetthoff den Handelskai. Kurz bevor das Schiff anlegt, klopft eine Besucherin Disco-Organisatorin Ute Schwarzenberger auf die Schulter. „Ich muss Ihnen gratulieren“, sagt sie und nimmt einen Schluck vom swimmingpool-blauen Cocktail. „Das war fantastisch. Wann gibt’s die nächste?“

Ute Schwarzenberger sieht ihre Kolleginnen an. Eigentlich wollten sie das Event einmal jährlich abhalten. Aber sie werden wohl noch einen Herbsttermin einschieben.

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