Schule verweigerte Hörbehinderter Aufnahme

Die Direktorin einer Volksschule in Wien-Josefstadt hat einem Mädchen mit Hörgerät das Aufnahmegespräch verweigert, berichtete die Wochenzeitung Falter am Mittwoch. Vielmehr wurde die Mutter zunächst an eine Volksschule mit Integrationsklasse und später an ein sonderpädagogisches Zentrum verwiesen. Inzwischen tue der Direktorin die Sache leid, das Mädchen sei "prinzipiell nach wie vor willkommen". Ein Stadtschulratssprecher bestätigte den Bericht: "Es hat dort Kommunikationsprobleme gegeben, die sehr massiv sind."
Im Februar bat die Mutter die Direktorin der Volksschule in der Josefstadt um ein persönliches Gespräch: "Da Regina eine Hörbehinderung hat, legen wir besonderen Wert auf eine pädagogisch gute und bekannte Schule", zitierte der Falter ihr Mail. Die Direktorin verwies sie an eine Einrichtung mit Integrationsklassen, da sie an ihrem Standort "keine Möglichkeit zur Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen" habe.
Dienstaufsichtsbeschwerde
Als die Mutter darauf hinwies, dass ihre Tochter problemlos in der Lage sei, eine reguläre Schule zu besuchen, beschied ihr die Direktorin laut Falter: "Das entscheiden leider nicht Sie, nachdem es eine Schule gibt, die darauf spezialisiert ist, macht das keinen Sinn, weil Sie sich die Schule nicht aussuchen können." In weiterer Folge sei die Mutter zur Kontaktaufnahme mit der Schwerhörigenschule Hammerfestweg in der Donaustadt aufgefordert worden.
Daraufhin habe die Mutter eine Dienstaufsichtsbeschwerde verfasst und sich an die Behörden gewandt. Als Ansprechperson sei ihr der Zuständige für Sonderschulen, Richard Felsleitner, genannt worden. Drei Monate habe sie auf einen Termin gewartet. Erst die Ankündigung, sich an die Medien zu wenden, habe Bewegung in die Sache gebracht, hieß es in dem Bericht. Felsleitner rechtfertigt die lange Wartezeit damit, dass für das Schuljahr 2013 angefragt wurde und er daher die Sache nicht bevorzugt behandelt habe.
"Ungünstiger Zeitpunkt"
Weiters erklärte die verantwortliche Bezirksschulinspektorin Michaela Dallinger dem Falter, dass die Mutter die Volksschule "leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt" habe - nämlich mitten im Einschreibungsstress für das laufende Schuljahr. Deshalb sei der Kontakt "wirklich unangenehmst verlaufen". Man habe Lehren aus diesem Fehler gezogen und die Antworten für Eltern, die um einen Schulplatz anfragen, standardisiert.
Der Volksschuldirektorin tut laut Falter die Sache inzwischen leid. Der Stadtschulrats-Sprecher berichtete auch, dass die Direktorin seines Wissens nach von der Bezirksschulinspektorin sehr genau darauf hingewiesen worden sei, "dass die Kommunikation in so einer Sache, egal wie der Stress gewesen sein mag, so nicht akzeptabel ist".
Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (S) versicherte laut Falter außerdem, dass "ein Kind mit Hörgerät oder Lesebrille natürlich nicht behindert ist und in jede normale Klasse gehen kann".
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