Schreckschuss-Attacke: „Auf uns wurde geschossen“

Schreckschuss-Attacke: „Auf uns wurde geschossen“
Musliminnen kritisieren laxes Einschreiten der Polizei. Die hätte den Vorfall heruntergespielt

Donnerstagnacht in der Wiener Innenstadt im 4. Bezirk: Zwei junge Frauen mit Kopftuch wollen gerade aus dem Auto steigen, um ihren Männern zu folgen, die sich um Sitzplätze in einem nahen Restaurant bemüht haben. Da gibt es einen ohrenbetäubenden Knall. Da sei ihr klar geworden, sagt eine der beiden Musliminnen: „Ich habe einen Schuss gehört.“

Platzpatrone

Kurz darauf sei etwas auf das Auto gefallen. Wie sich später herausstellt, war es eine Patrone aus einer Schreckschusswaffe. So schildern zwei junge Frauen im Instagram-Video einer Bloggerin einen Vorfall, der sich gegen 21 Uhr zugetragen haben soll.

In sozialen Netzwerken hat der Bericht für großes Aufsehen gesorgt und wird auch in Zusammenhang mit der Debatte um die umstrittene Islam-Landkarte gebracht, die am Donnerstag präsentiert wurde und von Vertretern der Glaubensgemeinschaft als Kriminalisierung des muslimischen Lebens kritisiert wird.

Die jungen Frauen, berichten aber nicht nur von der großen Angst und der Schockstarre, die der Vorfall bei ihnen ausgelöst hat. Sie erheben auch schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Die sei zunächst von den Männern der Musliminnen gerufen worden, hätte den Vorfall aber heruntergespielt und gemeint: „Das war ja keine echte Schusswaffe.“

Als sich die beiden Paare später entschließen, auf der Polizeiinspektion Taubstummengasse Anzeige zu erstatten, wären die Beamten dem nur widerwillig nachgekommen. Man sei schroff angefahren und gefragt worden, was das denn für ein Tatbestand sein soll.

„Auf mich wurde geschossen. Das ist der Tatbestand“, sagt eine der beiden Frauen, Lehrerin an einem Wiener Gymnasium, in dem Video. Sie fühlten sich als Opfer „im Stich gelassen“ und fordern, dass ermittelt wird.

Sie hätten zwar den Schützen nicht gesehen – aber ein offenes Fenster eines Gebäudes. Die Polizei habe aber kein Interesse daran gehabt, Aussagen aufzunehmen. Diesen Vorwurf konnte die Polizei am Samstag noch nicht kommentieren, da erst schriftliche Stellungnahmen der Beamten eingeholt werden. Bestätigt wird, dass es am Donnerstag den Einsatz gab, bei dem auch die Patronenhülse einer Schreckschusspistole sichergestellt wurde.

Verdächtige Personen seien nicht wahrgenommen worden. „Auch ein Verdacht, aus welchem Fenster der Schuss abgegeben worden war, war für die Beamten vor Ort nicht feststellbar“, so ein Sprecher der Wiener Polizei.

Bericht an Staatsanwalt

Als die Betroffenen in der Nacht auf Freitag zur Anzeigeerstattung auf die Inspektion kamen, sei der Sachverhalt aufgenommen und in schriftlicher Form an die Staatsanwaltschaft Wien zur rechtlichen Beurteilung übermittelt worden.

„Die Landespolizeidirektion Wien hat am Samstag telefonisch Kontakt mit der Frau aufgenommen“, so der Sprecher. Sie sei über die weitere Vorgehensweise informiert und um eine genaue Darstellung ihrer Sicht des Vorfalles gebeten worden.

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