Schnäppchenjäger auf Wirtshaustour

Ein Mann in Kochkleidung zapft ein Trumer Pils in einem Lokal namens „Feles zur schwarzen Katze“.
Immer mehr Lokal-Besucher nutzen Gutscheine aus dem Internet. Für die Gastronomen kann Daily Deal Fluch oder Segen bedeuten.

Daily Deal war mit Abstand die dümmste Entscheidung, die wir je getroffen haben." Mit diesen Worten verkündete Wirt Günther Szigeti, sein Lokal "Feles – Zur schwarzen Katze" in Währing am 14. April zu schließen.

Die Gutschein-Aktion hatte ihm den letzten Nerv gezogen. Auf Websites wie dailydeal.at oder groupon.at können User Gutscheine für verschiedenste Produkte kaufen, der Preis ist meist 50 % günstiger. Bezahlt wird direkt an den Anbieter, die Gutscheine müssen zu Hause ausgedruckt werden.

Ein Renner auf den Websites sind Gutscheine für Restaurants. Knapp 200.000 Gutscheine verkaufte Daily Deal 2011, ein Drittel davon in der Sparte Gastronomie.
Auch Szigeti wollte mit dem System neue Gäste locken. Er bot im Jänner ein Fünf-Gänge-Menü ohne Getränke um 29 Euro statt 70 Euro an. 470 Schnäppchenjäger schlugen zu. "Da waren dann teilweise Leute bei mir, die nicht einmal wussten, welches Besteck zu welchem Gang gehört und nur ein Glas Wasser getrunken haben", sagt Szigeti. Von hochwertigen Gästen, die nach dem Besuch wiederkommen, war wenig zu sehen. "Wir haben ordentlich Lehrgeld gezahlt", sagt Szigeti, der sich nun neu orientieren will.

Falsches Konzept

"Ich persönlich glaube, dass Herr Szigeti das falsche Konzept für sein Lokal hatte" , sagt Daily-Deal-Sprecher Michael Hensch. "Wir haben mit Restaurants sehr gute Erfahrungen gemacht." Szigeti habe eine zu kurze Gültigkeit für die Gutscheine gewählt, und die Aktion auch nicht auf eine Maximalzahl an Gutscheinen begrenzt. So seien dann jeden Abend zu viele Gutscheinkunden im Lokal gesessen.

"Auch wir haben Lehrgeld gezahlt", sagt Denis König, Geschäftsführer des Le Salzgries in der Innenstadt. Der Verkaufsberater habe zu viel versprochen. "Dafür hat esStimmung ins Lokal gebracht", sagt König. Natürlich würden Schnäppchenjäger kommen, aber auch gut situierte Gäste, die das Le Salzgries jetzt öfter besuchen. "Es waren sogar Stammkunden mit Gutschein bei uns", sagt König.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch mit Frühstück in einem Café.

Rundum zufrieden mit den Gutscheinaktionen ist Predrag Antic, Geschäftsführer des Café Einstein nahe des Rathauses. Er bot ein All-you-can-eat Frühstück für zwei Personen um 10 Euro an, 2700 Schnäppchenjäger bissen an. "Die ersten Wochenenden waren wirklich unmenschlich", sagt Antic und lacht. "Wir haben anfangs mit 300 Gutscheinen gerechnet." Aber mittlerweile sei man eingespielt.
Er sieht Gutschein-Aktionen als Werbung. "Wenn ich im Kino Werbung schalte, kommen aber nicht unbedingt Leute zu mir, mit Daily Deal oder Groupon schon." Hier im Lokal könne er sie dann vom Angebot überzeugen. Antic: "Wir haben viele neue Kunden so gewonnen."

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