Qualvolle Methoden in Wiener Psychiatrie

Das Schild des Sozialmedizinischen Zentrums Otto Wagner-Spital mit Pflegezentrum in Wien.
Bericht dokumentiert Behandlung Behinderter in den 1960er- bis 1980er-Jahren. Strafrechtlich nicht relevant.

Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Anschuldigungen gegen Wiener Heime und Krankenanstalten wegen Missbrauchs aufkamen, wurde die Untersuchung eines Falls jetzt abgeschlossen. Eine Arbeitsgruppe des Krankenanstaltenverbands (KAV) hat am Mittwoch das Ergebnis der Untersuchungen bezüglich Misshandlungen in der Psychiatrie in Wien präsentiert. Demnach wurden bei behinderten Kindern und Jugendlichen bis in die 1980er Jahre nur „damals übliche Behandlungsmethoden“ angewandt. Auch wenn besagte Methoden oft qualvoll waren, gab es „keine Anhaltspunkte für eine vorsätzlich, strafrechtliche Vorgehensweise“, geht aus dem Bericht hervor. Die kompletten Erhebungen können aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden. Einige der Untersuchungsergebnisse wurden aber in einer Stellungnahme veröffentlicht.

Übliche Standards

In dem geprüften Zeitraum waren 50 bis 70 Patienten im Pavillon 15 untergebracht – die Fälle von zehn Patienten wurden exemplarisch ausgewählt. Die Kinder und Jugendlichen sind laut der Expertengruppe mit den damals üblichen Standards versorgt worden.

Trotzdem waren die Methoden im Otto-Wagner-Spital zwischen den 1960er- und 1980er Jahren für heutige Standards undenkbar. „So unvorstellbar es aus heutiger Sicht klingen mag, das Ziel der Betreuung von körperlich und geistig schwerstkranken Menschen war bis in die 1980er-Jahre hinein nicht die Verbesserung ihres Zustandes, sondern die Unterbringung am Rande der Zivilgesellschaft und eine Beruhigung der PatientInnen durch entsprechende Medikation“, heißt es im Beri cht.

Weitere Erhebungen

Ein Umdenken bei den Behandlungen hat laut dem KAV erst in den 80er Jahren stattgefunden. Die Jugendlichen und Kinder wurden dann meist in Wohngruppen untergebracht.

Die Untersuchungen, die sich mit Misshandlungen in der Wiener Psychiatrie beschäftigen, sollen weiter gehen und die Jahre ab 1945 miteinschließen. Im Fokus stehen dabei die Behandlungs- und Therapiemethoden der damaligen Ärzte, Krankenpfleger und auch der Angehörigen.

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