17-Jährige am Heimweg in Wien vergewaltigt: Sechseinhalb Jahre Haft

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Der Angeklagte hatte die Jugendliche gewürgt, mehrfach mit dem Umbringen bedroht und missbraucht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Ein 27-jähriger Mann ist am Mittwoch am Landesgericht zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er in der Nacht auf den 4. Mai 2025 eine 17-Jährige in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus vergewaltigt hatte. 

Die Jugendliche befand sich am Heimweg von einer Feier, als sie gegen 4.00 Uhr von dem Mann angesprochen und in ein Gespräch verwickelt wurde. Als sie seine Frage verneinte, ob sie mit ihm Sex haben wolle, wurde er gewalttätig und kam seinem Verlangen mit Brutalität nach.

Angeklagter: "Sie lügt nicht"

Laut Anklage nahm er die 17-Jährige in den Schwitzkasten, würgte sie und zerrte sie auf die andere Straßenseite hinter ein geparktes Fahrzeug. Dort brachte er die Jugendliche zu Boden und drohte ihr mehrmals mit dem Umbringen, falls sie sich wehre oder um Hilfe rufe. Dann hielt er ihr den Mund zu und verging sich an der Jugendlichen.

"Sie lügt nicht", meinte der bisher Unbescholtene, der 2015 nach Österreich gekommen war und sich grundsätzlich integriert hatte. Er ging bis zu seiner Festnahme einer regelmäßigen Beschäftigung im Gastgewerbe nach. Aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse benötigte er bei der Verhandlung keinen Dolmetscher. Er könne sich "an die Vorfälle nicht wirklich erinnern", behauptete der Afghane. Er sei damals unter dem Einfluss von Kokain gestanden: "Das macht mich aggressiv."

Urteil nicht rechtskräftig

Die Angaben der 17-Jährigen, die im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch vernommen worden war und deshalb nicht mehr als Zeugin bei Gericht aussagen musste, wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit erörtert. Sie bekam 5.000 Euro an Schmerzengeld zugesprochen. 

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Daniel Strauss bat um Bedenkzeit, die Staatsanwältin meldete Berufung gegen die Strafhöhe an.

Mit dem Handy mitgefilmt

Dem Schöffensenat stand bei der Strafbemessung ein Strafrahmen von fünf bis 15 Jahren zur Verfügung, da beim Angeklagten eine besonders erniedrigende Vorgangsweise angenommen wurde. Er hatte Teile der Missbrauchshandlungen mit seinem Handy mitgefilmt.

Angesprochen hatte er sein späteres Opfer im Bereich des Wieningerplatzes. "Sie hatte das Gefühl, er hat Redebedarf und hat ihm zugehört", schilderte die Staatsanwältin. An einem Getränkeautomaten kaufte der Mann der 17-Jährigen eine Cola. Als er zudringlich wurde, habe sie ihm mit den Worten "Fass mich nicht an" deutlich zu verstehen gegeben, "dass sie das nicht wollte", sagte die Staatsanwältin. Darauf habe der Angeklagte die Jugendliche überwältigt.

Festnahme dank Überwachungskamera

Ausgeforscht wurde der 27-Jährige über die Bilder, die von einer am Getränkeautomaten angebrachten Überwachungskamera aufgezeichnet wurden. Ermittler des Landeskriminalamts Wien werteten diese aus, auf einem erkannte die 17-Jährige eindeutig ihren Peiniger wieder. Der Mann konnte am 8. Mai festgenommen worden.