Problemkind Wiener Gürtel

Eine Straßenansicht mit einer lila Markise mit der Aufschrift „Komm in die Thaliastraße“.
Einst hatte die Stadt viele Pläne für einen schöneren Gürtel – umgesetzt wurden sie nicht. Rot-Grün hat andere Schwerpunkte.

In die Kategorie „ungebautes Wien" fallen jene spektakulären Bauprojekte, mit denen der damalige Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) 2010 die Verkehrshölle Gürtel verschönern wollte. Eine elegant geschwungene Holzbrücke etwa, die Radlern und Fußgängern die Querung des Margaretengürtels erleichtern soll. Oder eine futuristische Dachkonstruktion samt LED-Beleuchtung bei der Volksoper. Sowie eine Überplattung der U6 zwischen Burggasse und Herbststraße.

All diese Pläne sind wieder in der Schublade verschwunden, kritisiert die ÖVP. „Offensichtlich ist der Gürtel der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou wurscht", sagt Planungssprecher Bernhard Dworak. Und das, obwohl es für die Projekte Geld von der EU gäbe. Konkret gehe es um 25 Millionen Euro an Fördergeldern aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, die der Stadt für die Periode zwischen 2007 und 2013 zur Verfügung stehen würden. Damit werden bis zu 50 Prozent der Kosten übernommen. Die Gelder fließen allerdings nur, wenn die Projekte auch tatsächlich umgesetzt werden. „Die Stadt nimmt also in Kauf, EU-Mittel ungenutzt liegen zu lassen", sagt Dworak.

15 Millionen

„Alle EU-Förderungen werden ausgeschöpft", kontert der grüne Planungssprecher Christoph Chorherr. Es handle sich aber nur um 15 Millionen Euro, der Rest sei für Wirtschaftsförderung vorgesehen. Doch warum werden mit dem Geld nicht die ursprünglichen Projekte umgesetzt? „Die Stadtregierung hat mittlerweile andere Prioritäten. Ein Schwerpunkt ist etwa die Schaffung von Grünflächen in dicht verbauten Gebieten. Ein Teil davon ist schon umgesetzt." Ein weiteres Vorhaben sei die Neugestaltung der Ottakringer Straße.

Die ursprünglichen Projekte seien hingegen zu teuer gewesen (U6-Überplattung) oder nicht einmal von den Radfahrern angenommen worden (Brücke am Margaretengürtel). Die ÖVP pocht vor allem auf die rasche Umsetzung der Spange Lerchenfelder Straße/Thaliastraße – eine attraktivere Fußgänger-Passage zwischen 8. und 16. Bezirk. Doch bis auf den Schriftzug „Komm in die Thaliastraße" auf den Gürtelbögen sei von den ersten Planungen nur wenig übrig geblieben.

„Es wurde viel versprochen und nichts gehalten", sagt Veronika Mickel (VP), Bezirksvorsteherin in der Josefstadt. Eine Million Euro wäre für das Projekt veranschlagt gewesen, geteilt zu drei Teilen zwischen Bezirken, Stadt und EU. Doch im Oktober 2011 habe Vassilakou das Projekt gestrichen – zu wenig Geld. Das Projekt Thaliastraße werde umgesetzt, betont man im Büro Vassilakou. Im September gebe es nächste Gespräche dazu.

Autofahrer müssen mit einer Spur auskommen

Ein Verkehrspolizist regelt den Verkehr auf einer Wiener Straße.

Es ist die letzte Belastungsprobe für leid­geprüfte Autofahrer am Wiener Gürtel. Bis 31. August wird am Äußeren Gürtel zwischen Canon­gasse und Kreuzgasse die Fahrbahn saniert, in diesem Bereich bleibt für die gesamte Zeit der Sanierung nur eine Fahrspur frei.

Am Montag um 9 Uhr begannen die Arbeiter mit der Einrichtung der Baustelle, das vorab befürchtete Verkehrschaos blieb allerdings weitgehend aus. Im Schritttempo, aber ohne größere Verzögerungen rollten die Autos Stoßstange an Stoßstange an den Arbeitern vorbei.

„Man merkt, es ist noch Urlaubszeit", sagt MA-28-Sprecher Matthias Holzmüller. Zusätzlich wurde mit der Route Canongasse–Staudgasse–Kutschkergasse noch eine Ausweichmöglichkeit für Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen geschaffen. „Viele Autofahrer weichen aber auch großräumig aus, die anderen nehmen den Zeitverlust in Kauf", sagt Holzmüller.

Länger wird die Auto­lenker die Ottakringer Straße beschäftigen. Bis Juni 2013 soll der Abschnitt zwischen Hernalser Gürtel und Nattergasse neu ge­staltet werden. Während des Umbaus wird die Ottakringer Straße in diesem Bereich zur Einbahnstraße stadteinwärts, fallweise wird sie aber auch komplett gesperrt.

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