Praterstern: Wien will Alkoholkranke zielgerichteter versorgen

Praterstern: Wien will Alkoholkranke zielgerichteter versorgen
Das Konzept soll unter Einbindung von Sozialorganisationen und dem Krankenanstaltenverbund ausgearbeitet werden.

Mit dem Alkoholverbot am Praterstern soll es nicht getan sein: Wien will eine zielgerichtete Versorgung von Alkoholkranken einrichten. Das hat Gesundheits- und Sozialstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Donnerstag am Rande eines Pressetermins gegenüber der APA angekündigt. Das Konzept soll unter Einbindung von Sozialorganisationen und dem Krankenanstaltenverbund ausgearbeitet werden.

Konkreteres wollte die Ressortchefin noch nicht verraten. Der Vorstoß sei aber als eine begleitende Maßnahme zum in der Vorwoche erlassenen Verbot am Praterstern zu sehen. Denn lediglich ein Verbannen sei zu wenig, so der Tenor. Wobei die zielgerichtete Versorgung nicht nur auf Betroffene dort beschränkt sein wird, sondern alle Alkoholkranken umfassen soll, die akut schnelle Hilfe brauchen, weil sie etwa bis zur Bewusstlosigkeit getrunken haben.

Derzeit werden Akutfälle ins Spital gebracht und dort medizinisch betreut. Ein Ziel der künftigen Versorgung ist es, auch sozialarbeiterische Betreuung anzubieten.

Medizinische Versorgung vor Ort gefordert

Was den Praterstern selbst anbelangt, ortet die grüne Sozialsprecherin Birgit Hebein jedenfalls zusätzlichen Handlungsbedarf - denn: "Die Verdrängungseffekte sind da." Sie forderte im APA-Gespräch einmal mehr eine medizinische Versorgung an Ort und Stelle. Außerdem müsse man darüber nachdenken, dass Alkoholverbot in Obdachloseneinrichtungen aufzuheben. Denn irgendwo bräuchten Betroffene einen Platz zum Trinken, so die Überlegung.

Die Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger (Grüne), die das von der Stadt verordnete Alkoholverbot scharf kritisiert hatte, schlug in dieselbe Kerbe. Sie bekräftigte am Donnerstag im Gespräch mit der APA, dass bereits eine Verdrängung der obdachlosen Menschen in die umliegenden Gebiete, etwa in die Praterstraße, die Heinestraße und auf die Kaiserwiese, stattfinde. "Es kann kein Ziel nachhaltiger Politik sein, dass man kranke Menschen in angrenzende Wohn- und Grüngebiete vertreibt", ärgerte sie sich. "Auch Alkoholkranke haben ein Recht auf Teilhabe im öffentlichen Raum."

Lichtenegger forderte zudem mehr Geld für den Ausbau der sozialarbeiterischen und gesundheitsbezogenen Angebote am Platz. Als Beispiel nannte sie den Louisebus der Caritas, der kostenlose medizinische Versorgung anbietet und derzeit einmal in der Woche am Praterstern ist. "Der müsste täglich da sein", sagte sie. Sie werde versuchen, möglichst rasch einen Termin mit dem designierten Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zu bekommen. "Das Alkoholverbot wurde einseitig gemacht. Ich frage mich, ist die Zusammenarbeit in diesem Bereich zwischen Stadt und Bezirk aufgekündigt?" Als die Drogenszene am Karlsplatz aufgelöst wurde, habe man im Vorfeld ein soziarbeiterisches Konzept ausgearbeitet. Am Praterstern sei das nicht der Fall gewesen. "Was echt ein Wahnsinn ist", empörte sie sich.

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