Paviane in Nürnberger Zoo getötet: Laut Tiergarten Schönbrunn "alternativlos"

Der Nürnberger Zoo in Bayern hat zwölf gesunde Guinea-Paviane getötet. Der Grund: Platzmangel im Gehege, wie am Dienstagnachmittag mitgeteilt wurde.
Das Nürnberger Pavian-Gehege sei seit geraumer Zeit überbelegt gewesen, zuletzt lebten dort mehr als 40 Tiere, ausgelegt war es für 25 erwachsene Affen (plus Jungtiere). Dadurch sei es zu Konflikten unter den Primaten gekommen, bei denen sich die Tiere auch verletzten, so die Erklärung des Zoos. Es sei nicht möglich gewesen, überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben. Auch der Versuch eines implantierten Verhütungsmittels bei den Weibchen habe nicht funktioniert.
Eine Auswilderung oder ein Ausbau des Geheges seien ebenso wenig in Frage gekommen.
Empörte Reaktionen nach Tötung von Pavianen
Die Reaktionen zur Tötung der Tiere fallen teilweise sehr kritisch aus, im Internet wird vehement darüber diskutiert, ob man die zwölf Primaten nicht doch hätte am Leben lassen können.
"Die Tötung der Paviane höhlt als Präzedenzfall nicht nur das Tierschutzgesetz aus, sondern zementiert das überholte Denken, dass tierliches Leben beliebig verfügbar ist," oder "Mal ehrlich: Was soll ein Artenschutzprogramm, das weder auswildert, noch Lebensraum schützt, sondern Überpopulation produziert und Tiere dauerhaft hinter Gittern hält?" entrüsten sich etwa User:innen auf Instagram unter einem Kommentar zur Causa der Süddeutschen Zeitung.
Deutscher Tierschutzbund: "Wir sind entsetzt und traurig"
Mehr als 100 Strafanzeigen sind in den vergangen Tagen bei der Staatsanwaltschaft eingegangen, vermeldet indes die dpa. Diese hätten sowohl Organisationen als auch Einzelpersonen gestellt, sagte eine Sprecherin. Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen werfen dem Tiergarten einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Demnach dürfen Tiere nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden.
"Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat", teilte etwa Pro Wildlife mit. Die Tötung sei vermeidbar gewesen und rechtswidrig, so der Vorwurf.
Auch der Deutsche Tierschutzbund meldete sich bereits zu Wort: "Der Artenschutz wird als Argument vorgeschoben, um sich aus der Verantwortung für die Tiere zu stehlen, obwohl die Guinea-Paviane nicht für eine Wiederauswilderung vorgesehen sind”, sagte Ilona Wojahn, Vorsitzende des Landesverbands Bayern des Deutschen Tierschutzbundes. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ergänzte: "Zoos sind keine Arche Noah, sondern nur ein schlecht aufgepumptes Schlauchboot. Mit den tödlichen Schüssen in Nürnberg ist das Schlauchboot nun untergegangen. Wir sind entsetzt und traurig."
Tiergarten Schönbrunn: Vorgehen in Nürnberg "alternativlos"
Wie sieht der Tiergarten Schönbrunn die Tötung der Paviane in Nürnberg? Auf KURIER-Anfrage heißt es von Seiten des Wiener Zoos: "Wir können Ihnen versichern, dass der Tiergarten Nürnberg ein international anerkannter, wissenschaftlich geführter zoologischer Garten ist." Und: "Aus fachlicher und inhaltlicher Sicht erscheint die in Nürnberg getroffene Entscheidung unter den gegebenen Rahmenbedingungen als alternativlos."
Der Tiergarten betont auch die Bedeutung des Artenschutzprogrammes: "Angesichts der rapide voranschreitenden Ausrottung von Tierarten kommt zoologischen Gärten eine zentrale Rolle bei der Erhaltung sogenannter Reservepopulationen zu."
Um "die genetische Gesundheit der Population einer Art langfristig zu sichern", könne die gezielte Entnahme von Tieren "im Einzelfall notwendig sein", heißt es zudem aus Schönbrunn. Diese Maßnahme sei jedoch "stets als letztes Mittel" anzusehen.
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