NS-Objekte im Parlament: Historiker für Übergabe an Museum

 
Sobotka will mit allen Fraktionen über den weiteren Umgang mit Nazi-Malereien und Hitler-Büsten reden.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten sind im Parlament NS-Darstellungen, die etwa Adolf Hitler zeigen, gefunden worden. Historiker haben die sieben Objekte untersucht und empfehlen, die Malereien und Büsten einem österreichischen Museum oder Archiv zu übergeben. Eine Entscheidung über den weiteren Umgang ist noch nicht gefallen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) will die Fraktionen einbinden.

Vergangenen Herbst hatte das Parlament den Fund von vier Malereien, zwei Kopfskulpturen und einem Relief bekannt gegeben. Die Zeithistoriker Bertrand Perz und Verena Pawlowsky von der Universität Wien nahmen die Relikte, die in einem verschlossenen Panzerschrank im Müllraum des Parlamentsgebäudes entdeckt worden sind, unter die Lupe: Es handle sich um "sieben eindeutig aus der NS-Zeit stammende Objekte", schreiben sie in einem Bericht.

Künstler waren NSDAP-Sympathisanten

Vier der "künstlerischen Objekte der NS-Propaganda" entstanden laut den Wissenschaftern nachweislich in der Zeit vor dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, ein Gemälde entstand kurz danach. Bei den beiden Hitler-Kopfskulpturen lasse sich nicht eruieren, wann sie angefertigt wurden. Die Künstler waren zum Teil NSDAP-Mitglieder, "wahrscheinlich aber jedenfalls Sympathisanten".

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stammen die Darstellungen aus der Zeit, als das Parlamentsgebäude als Sitz des "Reichskommissars für die Wiedervereinigung" (1938-1940) bzw. als "Gauhaus", also als Sitz der Wiener Gauleitung der NSDAP (1940-1945), diente. Im Gebäude am Ring wurden immer wieder nationalsozialistische Objekte gefunden, etwa Dokumente, Fotos, Plakate oder Bücher.

Zum weiteren Umgang mit den nunmehr gefundenen NS-Darstellungen stellten sich die Historiker durchaus auch die Frage, ob man sie überhaupt aufbewahren soll, oder ob man ihnen damit nicht zu viel Beachtung schenke. Perz und Pawlowsky plädieren aber dafür, die Objekte "in ihrem historischen Wert zu sehen": Sie könnten für künftige Forschung, aber auch für Ausstellungszwecke von Interesse sein. "Ihre Vernichtung hätte zudem - jenseits des Aufwandes - auch einen symbolischen Charakter und kann den Vorwurf nach sich ziehen, dass ihre Entsorgung dazu diene, eine unbequeme Geschichte unsichtbar zu machen", warnen die Wissenschafter.

Angemessene Lagerung

Es biete sich an, die Darstellungen einem Archiv oder Museum zu übergeben, das in der Lage ist, solche Objekte sachgemäß zu archivieren. Denn vor allem die Gemälde seien in einem Zustand, der eine angemessene Lagerung verlangt - so zerbrösle beispielsweise bei oftmaliger Hantierung die Farbschicht. Als geeignete Institutionen schlagen die Historiker etwa das Haus der Geschichte, das Wien-Museum, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands oder das Wiener Stadt- und Landesarchiv vor.

Wie es mit den NS-Relikten tatsächlich weitergeht, ist noch nicht entschieden. Nationalratspräsident Sobotka werde dazu "eine breite Meinungsbildung mit allen Fraktionen suchen", hieß es aus dem Hohen Haus gegenüber der APA.

Perz und Pawlowsky waren bereits 2015 von der damaligen Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) beauftragt worden, die Geschichte des Hauses in den Diktaturen zwischen 1933 und 1945 aufzuarbeiten. Ihre umfassende Studie "lnbesitznahmen. Das Parlamentsgebäude zwischen 1933 und 1956" wird als Publikation im Herbst erscheinen.

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