Mordverdächtiger: "Ihr wolltet es so"

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Heilmasseur wegen Mordes an Ehefrau und Mordversuchs zu lebenslanger Haft verurteilt

Der 20-jährige Student kann sich an die letzten Worte seines Vaters noch gut erinnern: „Schau, ich hab’ dich nicht umgebracht.“

„Eiskalt, trocken und normal“ habe die Stimme des Vaters geklungen, erinnerte er sich später. Tayfur C. heißt der Vater.

Am Donnerstag musste sich der 45-Jährige in Wien vor einem Geschworenengericht verantworten, weil er seine Ehefrau erstochen und den Sohn lebensgefährlich verletzt haben soll. Die Anklage lautete auf Mord und Mordversuch.

Am Morgen des 25. November des Vorjahres wachte er um fünf Uhr Früh in der Wohnung in Wien-Ottakring auf. Er ging auf den Balkon, dachte kurz über einen Suizid nach, entschied sich dann aber anders: Nicht er, sondern seine Frau müsse sterben. „Irrational“, nennt das seine Anwältin.

Messer und Prügel

Er bewaffnete sich mit drei Messern und zwei Holzprügel. Zuerst schlug er mit einem Ast auf seine schlafende Frau ein, dann im Nebenzimmer auf seinen Sohn. Der 20-jährige folgte seinem Vater ins Wohnzimmer. Der Sohn: „Ich stellte mich dazwischen“ – zwischen seine Mutter und seinen mit einem Messer bewaffneten Vater. Sechs Mal stach C. auf seinen Sohn ein, zehn Mal auf seine Gattin, die im Spital verblutete. Eine Notoperation rettete dem 20-Jährigen das Leben. Seiner Tochter, der er eine Wunde zugefügt hatte, erklärte C.: „Ihr habt es so gewollt.“

Und Tayfur C.? Er wusste von der Tat nichts mehr. Der psychiatrische Sachverständige Karl Dantendorfer glaubt, er will davon nichts wissen. Der Gutachter attestiert ihm eine „verminderte Problemlösungskompetenz“. Er sei aber zurechnungsfähig.

C. zeichnete ein harmonisches Familienbild. Sich selbst beschrieb er als romantisch, hilfsbereit und tüchtig. „Meine Frau hat mich in eine Paranoia getrieben“, behauptete der 45-Jährige. Wer ihm zuhörte, der glaubte fast, er sei das Opfer gewesen. Dantendorfer: „Achtzig Prozent seines Mitleids gelten sich selbst, zwanzig Prozent der getöteten Ehefrau.“

Sein Vater sei in der Beziehung zu seiner Mutter ein Tyrann gewesen, sagte sein Sohn. Er habe Streit provoziert, sei unzufrieden mit seinem Leben gewesen, lieferte kaum Geld ab. „Ich hoffe, dass er nie wieder aus dem Gefängnis kommt“, sagte der Student. Die Geschworenen sprachen ihn schuldig – lebenslange Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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