Mit Deutscher Bahn Auto fahren

Ein weißer Smart steht am Straßenrand in Wien, während eine rote Straßenbahn vorbeifährt.
Rot-Grün lockt Carsharing-Anbieter mit einem zweifelhaften Angebot nach Wien. Deutsche Firmen zeigen nun Interesse.

Carsharing tritt in Wien in eine neue Phase: Die rot-grüne Stadtregierung will das Angebot deutlich ausbauen. 15.000 Wiener teilen sich die blau-weißen und roten Autos von Car2Go und Denzel bereits. Doch geht es nach Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (G), sind das noch zu wenig. Ihr Problem: Bisher zeigten potenzielle neue Anbieter wenig Interesse, den Wiener Markt mit bunten Leihwagen aufzurollen.

Rot-Grün buhlt deshalb ab Herbst mit einem fragwürdigen Angebot um die Gunst der Verleiher. Auf fixen Standplätzen (vorerst sind 80 geplant) sollen im öffentlichen Raum – vor U-Bahnstationen und bei Bahnhöfen – Fahrzeuge zur Verfügung stehen.

"Wir werden unser Angebot somit um 150 Prozent erweitern und an strategisch wichtigen Plätzen der Stadt auffallend präsent sein", freut sich Christof Fuchs, Geschäftsführer von Carsharing.at. Mieten konnte man die roten Denzel-Fahrzeuge bisher nur in Garagen und auf Firmenparkplätzen sowie beim einzigen öffentlichen Stellplatz in der Glasergasse im Alsergrund.

Autofahrerschikane?

Ein roter Mitsubishi Colt parkt auf einer Straße in der Nähe eines Theaters.

Aber nicht alle teilen die Freude des Unternehmers. FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik spricht von "Autofahrerschikane": "Einerseits wurde das Parken in Wien mit März verteuert und andererseits wird nun das Stellplatzangebot verknappt." Was nach billiger Polemik klingt, ist aus rechtlicher Sicht zumindest hinterfragenswert (siehe Zusatzartikel) . Immerhin geht es darum, ob und zu welchem Preis öffentlicher Raum nur einigen wenigen Privaten zur Verfügung gestellt werden darf. "Der rot-grüne Plan sieht vor, dass die Anbieter die Parkplätze in den ersten drei Jahren geschenkt bekommen", sagt Mahdalik. "Erst danach werden 1200 Euro pro Jahr und Stellplatz fällig." Carsharing.at-Boss Fuchs bremst den FPÖ-Politiker ein. Er sagt: "Ja, die Ansätze dieses Angebots stimmen, aber über Details laufen noch Gespräche mit der Stadt." Klar sei: "Wenn wir hier ein Risiko eingehen, muss uns auch die Stadt entgegenkommen."

Rüdiger Maresch von den Grünen sieht die rechtliche Sache als "wasserdicht" an. "Mit demselben Argument könnte man sonst ja auch Schanigärten, für die in sechs Jahren deutlich weniger Miete gezahlt werden muss, infrage stellen."

Der Grüne verhehlt nicht, dass mit dem Deal neue Anbieter auf Wiens Straßen gelockt werden sollen. "Noch zieren sich viele Firmen", sagt Maresch. "Mehrere Anbieter würden Carsharing leistbarer machen." Doch DriveNow von BMW habe etwa bereits abgewunken.

Bisher hielt sich die Rathausspitze über mögliche Interessenten stets bedeckt. Vassilakou ließ in Interviews lediglich wissen, dass man derzeit mit zwei weiteren Anbietern konstruktive Gespräche führe.

Signale werden gehört

KURIER-Recherchen ergeben nun, dass es sich dabei um die deutschen Anbieter Cambio und Flinkster handeln dürfte. Hinter letzterem steckt die Deutsche Bahn, die mit ihrem Ableger in mehr als 140 deutschen Städten aktiv ist. "Ja, Gespräche laufen, aber es gibt noch keine konkreten Ergebnisse", sagt eine Sprecherin. Bei Cambio heißt es: "Die Signale aus Wien werden in Deutschland jedenfalls gehört." Man suche aber noch nach lokalen Partnern, um auf Wiens Straßen durchstarten zu können. Derzeit sei noch nichts entschieden.

Preis: Wie viel das geteilte Auto kostet

Carsharing.at Im Moment sind mit Denzel (carsharing.at) und Mercedes (Car2Go) zwei Anbieter auf Wiens Straßen unterwegs. Bei Denzelkostet ein Smart nach Erstanmeldung (20 €) pro Stunde ab 1,40 bis 1,60 € (Wochenende) und 39 Cent pro km. Für längere Geschäfts- oder Familienfahrten im BMW 3 sind pro Stunde 2,30 bis 2,50 € (Wochen­ende) und 61 Cent pro Kilometer zu berappen. Abstellen kann man die Fahrzeuge in ganz Österreich auf den reservierten Plätzen.

Car2Go kostet nach der Erstanmeldung (9,90€) pro Minute Fahrzeit 29 Cent, aber maximal 12,90 € pro Stunde inklusive Sprit, Versicherung und Parkgebühr. Abstellen darf man das Auto auf jedem regulären Parkplatz innerhalb der Zone.

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