Mediatoren im Gemeindebau

Mediatoren im Gemeindebau
Imagewandel: An der Volkshochschule wird das Berufsbild des Hausmeisters aufpoliert - Professionalität ist jetzt gefragt.

Früher vertrieben sie Kinder vom Rasen, klopften den Teppich und sorgten für Ruhe im Haus. Heute sprechen sie von "Entwicklungspsychologie" und respektieren Menschen "mit anderem kulturellen Hintergrund".

Der Beruf des Hausmeisters ist längst ausgestorben. Mit dem Kurs zum "Hausbetreuer", den die Volkshochschule seit September anbietet, soll er nun wieder zum Leben erweckt werden. Und zwar in rundum erneuerter Form. Der Hausmeister des 21. Jahrhunderts ist ein Mediator und Kommunikator im Gemeindebau. Nebenbei hält er das Stiegenhaus sauber.

Insgesamt acht Teilnehmer drücken seit September die Schulbank im Polycollege in Wien-Margareten und rüsten sich für ihre neue Aufgabe. Was der Hausmeister früher aus dem Bauch machte, lernen sie heute in einem 300-stündigen Curriculum.

Reinigungsmittel

"Wir haben es nicht mit Putzmitteln zu tun, sondern mit Reinigungsmitteln", erklärt der Kursteilnehmer Erhard Völker. "Reinigen heißt, es muss ökonomisch, kostengünstig, effizient und umweltfreundlich sein", sagt Völker und schüttelt den Kopf: "In Wirklichkeit ist es eine Wissenschaft."

Doch "Schonende Putzmittel und Abfallbehandlung" bilden nur einen Teil des Lehrplans. Daneben finden sich Kurse mit so klingenden Namen wie "Psychologische Sicherheit" und "Entwicklungspsychologie".

"Wir wollen mit dem Kurs ein vollkommen neues Berufsbild prägen", sagt Armin Hanschitz von der Volkshilfe, der den Kurs mitentwickelt hat. "Der Hausbetreuer soll einerseits das Haus in Schuss halten, andererseits bildet er die Schnittstelle zwischen Mieter und Hauseigentümer", sagt Hanschitz.

Gendertraining

Und weil diese Schnittstellen gleichermaßen für Migranten, Kinder und Frauen da sein sollen, müssen sie auch zahlreiche Kommunikationskurse absolvieren. Auch ein Gendertraining ist zwingend vorgeschrieben.

"Am Anfang war ich schon skeptisch, was die Kommunikationsseminare bringen sollen", sagt der 50-jährige Kursteilnehmer und HTL-Absolvent Norbert Gross. Das hat sich mittlerweile geändert: "Gerade diese Kurse habe ich eigentlich am spannendsten gefunden", sagt Gross.

Prüfung

Am Kursende im Jänner wartet auf Gross und seine sieben Kollegen eine kommissionelle Abschlussprüfung. Wenn sie diese bestehen, kommen sie als geprüfte Hausbetreuer auf den Arbeitsmarkt.

"Es gibt zwar keine Jobgarantie, doch die Chance, bei Genossenschaften unterzukommen, steigen durch die Ausbildung deutlich", sagt die Direktorin der Volkshochschule in Wien-Margarten, Silvia Schauer.

Das Arbeitsmarktservice scheint das ähnlich zu sehen. Die Kurskosten von 3900 Euro pro Teilnehmer wurden bei fast allen Teilnehmern vom AMS übernommen. Norbert Gross und seine Kollegen sind mit dem Kursangebot soweit zufrieden. Und die Aussicht auf einen sicheren Job erhöht die Motivation der Kursteilnehmer zum Lernen noch zusätzlich. Nur eines fehlt Gross an seiner derzeitigen Ausbildung ganz dringend: "Dass keine Frauen teilnehmen, ist schon sehr schade."

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