Diese eine kleine Welt: Über die wundersame Rettung eines Beisls

Diese eine kleine Welt: Über die wundersame Rettung eines Beisls
Das Beisl lebt. Am Alsergrund in Wien drohte ein Gasthausjuwel für immer zu verschwinden. Aber das ließen ein paar Stammgäste nicht zu.

von Klaus Kamolz

Wer ein altes Gasthaus rettet, rettet die ganze Welt. Naja, zumindest eine kleine wie diese: in der Nähe des Hernalser Gürtels in Wien an einem Hauseck gelegen, wie es sich gehört; das Schild über dem Eingang hat die tonangebende Brauerei spendiert, wie es sich gehört; und drinnen, ach, wenn das Interieur sprechen könnte. Die alte Schank ist ein besonders schön erhaltenes Exemplar, in der Vitrine darüber leuchten gravierte Römergläser und historische Siphonflaschen in grellem Neonlicht, und in der Vitrine darunter war früher einmal die zuckersüße Dreifaltigkeit der Wiener Beislnaschereien ausgestellt: Manner, Pischinger, Käsetaler.

Heidi Mayrhofer steht an einem der Tische und fährt mit der Hand sanft über das alte, von Narben durchzechter Abende überzogene Holz; vermutlich Eiche. Sie hat das Gasthaus Steindl erst im Frühjahr 2024 zum ersten Mal betreten, obwohl sie schon öfter daran vorbeigegangen ist. „Ich hab’s aber als nicht besonders einladend empfunden“, sagt sie. „Fehler.“ Dann läutete ihr Telefon, der Steuerberater und Unternehmer Philipp Gaier war dran. Ein Freund seit Jugendtagen. Ob sie Lust habe, ein altes Gasthaus zu übernehmen, das gerade ohne Aussicht auf Nachfolger zugesperrt hat; er kenne es als langjähriger Stammgast gut. Und dann ging Heidi Mayrhofer halt doch einmal hinein – und war „von Anfang an begeistert“. „Ich mein, wie oft im Leben wird einem schon so etwas angeboten.“

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