Lkw-Abbiegeassistenten: Wiener WK für öffentliche Förderung

WIEN: NEUNJÄHRIGER AUF SCHULWEG VON LKW ERFASST UND GETÖTET
Der Obmann der Sparte Transport und Verkehr und Petitions-Initiator Fahrnberger machen gemeinsam Druck.

Die Wiener Wirtschaftskammer fordert, dass der Einbau von Lkw-Abbiegeassistenten zumindest zu 80 Prozent durch die öffentliche Hand finanziert wird. Das sagte Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, bei der er gemeinsam mit Helge Fahrnberger, dem Initiator einer entsprechenden Petition, auf den verpflichtenden Einbau solcher Systeme pochte.

Die Debatte war durch den Unfalltod eines neunjährigen Buben in Wien ausgelöst worden. "Der Anlass ist ein sehr trauriger und es ist auch nicht das erste Mal. In den vergangenen Jahren sind ähnliche Unfälle passiert", sagte Fahrnberger, der eine Petition für verpflichtende Abbiegeassistenten für Lkw gestartet hatte. Diese fand bis Donnerstagmittag bereits mehr als 53.000 Unterstützer.

Lkw-Sicherheitsgipfel am Dienstag

Die Finanzierung soll am Dienstag bei einem von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einberufenen Lkw-Sicherheitsgipfel diskutiert werden. "Wir wollen natürlich, dass alles bezahlt wird. Aber das Minimum ist das, was in Deutschland gefördert wird", sagte Sertic. Dort werden bis zu 80 Prozent der Umbaukosten übernommen, gedeckelt bei 1.500 Euro. Das deutsche System sei aber insofern kein Vorbild, als es auf Freiwilligkeit beruhe, schränkte Fahrnberger ein.

Bei den Abbiegeassistenzsystemen werden drei Typen unterschieden: Kamerasysteme, Kamerasysteme mit akustischem und/oder optischem Signal sowie Kamerasysteme mit Signalen und automatischer Bremsung. Die tatsächlichen Umbaukosten sind je nach Lkw bzw. System unterschiedlich und belaufen sich auf 1.500 bis 3.000 Euro je Fahrzeug.

Petition wird von ÖAMTC unterstützt

Der ÖAMTC demonstrierte bei einem Medientermin Donnerstagvormittag ein entsprechendes Kamerasystem. Die von Eltern gestartete Petition wird vom Club unterstützt. Nachdem sich ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold am Vormittag noch gegen eine nationale Lösung zu verpflichtenden Abbiegeassistenten ausgesprochen hat und dafür auf Twitter unter anderem von Fahrnberger stark kritisiert worden ist, erfolgte am Nachmittag eine Klarstellung. "Der ÖAMTC unterstützt die Forderung nach verpflichtenden Lkw-Abbiegeassistenten zum frühestmöglichen Zeitpunkt - auch auf nationaler Ebene", hieß es gegenüber der APA.

Dafür werde sich der Club auch beim Lkw-Sicherheitsgipfel stark machen. Zu klären seien allerdings zahlreiche rechtliche Fragen. "Wir erwarten am Dienstag von den Experten im Verkehrsministerium einen Vorschlag für die rechtliche Umsetzung und unterstützen dabei, die rechtlichen Möglichkeiten zu finden und entsprechend rasch umzusetzen." Natürlich wäre der ideale Weg eine EU-weite Lösung mittels einer entsprechenden EU-Richtlinie, die jedoch frühestens im Jahr 2024 in Kraft treten wird.

"Wir wollen den toten Winkel sichtbar machen", sagte Schmerold bei der Präsentation des Abbiegesystems in Wien. In der Pflicht sieht er jedenfalls nicht die Lenker allein, sondern "auch die übrigen Verkehrsteilnehmer". Gerade das Aufeinandertreffen von Lkw und Bussen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgänger oder Radfahrer in urbanen Kreuzungsbereichen führt immer wieder zu gefährlichen Situationen, sagte Schmerold. Obwohl der tote Winkel das Sichtfeld der Fahrer extrem einschränkt, sind sich andere Verkehrsteilnehmer dessen oft gar nicht bewusst. Diesbezüglich müssen Radfahrer und Fußgänger sensibilisiert werden, forderte der ÖAMTC.

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