Korruptionsverdacht im AKH

Immer weitere Kreise zieht der Skandal rund um die Vergabe eines 50 Millionen Euro schweren Reinigungsauftrages im AKH. Wie berichtet, gibt es im Zusammenhang mit der Zuschlagserteilung an die Personalfirma AGO im Sommer 2010 massive Korruptionsvorwürfe. Der Fall liegt derzeit bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft.
Der Verdacht wird jetzt durch die Zeugenaussage des Geschäftsführers einer Personalfirma erhärtet. Diese hatte sich vergeblich um den Auftrag bemüht.
„Die Ausschreibung war genau auf den Anbieter AGO zugeschnitten“, sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit dem KURIER. „Da wir die Vorgaben nicht erfüllen konnten, haben wir uns um ein Gespräch mit dem zuständigen Beamten im AKH bemüht. Er sagte uns, dass wir erst gar nicht an der Ausschreibung teilnehmen sollen, weil beabsichtigt ist, der Firma AGO den Auftrag zu erteilen. Das war vor dem Start der Ausschreibung.“
Abgehörte Telefonate
Im Zusammenhang mit der umstrittenen Vergabe kommt AKH-Direktor Reinhard Krepler immer mehr unter Druck. In abgehörten Telefonaten mit der Verwaltungsdirektion soll er sinngemäß bekundet haben, dass ihm das Wohlergehen der Stadt Wien und des AKH egal seien. „Die Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen“, sagt Krepler heute. „Mir geht es allein darum, den laufenden Betrieb des Spitals zu sichern.“
Dennoch fordern nun David Lasar, nicht amtsführender Stadtrat der FPÖ, und ÖVP-Gemeinderätin Ingrid Korosec Kreplers Rücktritt: „Er hat ein System eingeführt, das Korruption und rote Freunderlwirtschaft möglich macht“, sagt Lasar.
„Der Krankenanstaltenverbund hat alle dienstrechtlichen Maßnahmen ergriffen“, heißt es im Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ( SPÖ). Am Montag wurden Krepler und die AKH-Verwaltungsdirektorin zu der Causa befragt. Die Personalabteilung des Magistrats prüft etwaige disziplinarrechtliche Konsequenzen. Diese seien abzuwarten, sagt ein Wehsely-Sprecher.
Krepler weist Vorwürfe zurück
Der ärztliche Direktor des Wiener AKH, Reinhard Krepler, hat indessen die gegen ihn erhobene Vorwürfe in Bezug auf die Telefonprotokolle zurückgewiesen. Er bedaure zwar einige Formulieren, die jedoch medial verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt worden seien. "Ich habe zu keinem Zeitpunkt etwas getan, das rechtlich oder dienstrechtlich kritikwürdig wäre", so der Spitalschef im Gespräch mit der APA. Er bezog sich u.a. auf die Aussagen "Wir ruinieren lieber das AKH als uns selbst". Damit sei gemeint gewesen, dass er das Personal der Wirtschaftsabteilung vor Burn-out schützen habe wollen. Er habe damals zudem der Leiterin des Einkaufs die Erlaubnis erteilt, externes Personal zuzukaufen. Daraus erkläre sich seine Aussage "Geld spielt keine Rolle". Gemeint sei gewesen, dass die Wirtschaftsabteilung trotz zusätzlich anfallender Kosten durch die zugekauften Mitarbeiter weiterarbeiten müsse, um die Patientenversorgung zu sichern.
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