JDS5: 1.000 Forscher untersuchen jetzt die Donau

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Fische? Insekten? Wasserpflanzen? Wasserqualität? Fäkalien? Mikroplastik? Der zweitlängste Strom Europas wird erneut vermessen.
Von Uwe Mauch

Zusammenfassung

  • JDS5 vereint 1.000 Forscher aus 14 Ländern zur Untersuchung der Donau auf Fischreichtum, Wasserqualität und Mikroplastik.
  • Fäkale Belastung in der Donau hat sich dank neuer Kläranlagen in EU-Ländern verbessert.
  • Mikroplastik und die Verbindung zwischen Donau- und Grundwasser werden intensiv erforscht, unterstützt durch moderne Methoden wie Umwelt-DNA.

Gleichzeitig und standardisiert: Das sind die Zauberworte der soeben gestarteten 5. internationalen Donaustudie. Immerhin nehmen am „Joint Danube Survey 5“ (JDS5) 1.000 Forscher von gut 100 Institutionen aus insgesamt 14 Ländern teil. Und alle ziehen an einem Strang, sitzen buchstäblich im selben Boot.

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Fische, Fäkalien, Fliegen

Auch in Österreich arbeiten renommierte Forscher und Forscherinnen am JDS5 mit. Die Fragestellungen, die sie zu beantworten versuchen, sind so unterschiedlich wie die Vielfalt der Donau.

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Fischreichtum: „Die Donau ist einer der artenreichsten Flüsse Europas“, befindet etwa Paul Meulenbroek vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement an der Universität für Bodenkultur. Meulenbroek kann sich in seiner Analyse auf bisherige Studienergebnisse berufen. Immerhin wird bereits seit 2001 gemeinsam geforscht.

Alles gut in der Donau? Leider nicht: „Die Fische haben weniger Lebensraum als früher“, weiß der Biologe. „Früher war die Donau bei Wien mit ihren Nebenarmen einen Kilometer breit. Durch die Kanalisierung und die Kraftwerke wurde sie immer mehr eingeengt.“

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Wasserqualität: Alexandra Fobe und Alexander Kirschner von der MedUni Wien werden auch im fünften Studienturnus Wasserproben aus dem fast 3.000 Kilometer langen Fluss entnehmen. Ihr spezieller Fokus ist die Mikrobiologie, ihr Befund lautet: „Es gibt eine massive Verbesserung bei der fäkalen Belastung in den vergangenen 20 Jahren.“

Weil in den EU-Ländern viele Kläranlagen entlang der Donau neu in Betrieb genommen wurden, konnte die Zahl der mehrheitlich vom Menschen eingebrachten Bakterien messbar reduziert werden. Anders sei die Lage im Nicht-EU-Land Serbien: „Dort gibt es keine Kläranlagen.“

A pile of microplastics gathered from the beach in a spoon against a dark red background.

Mikroplastik: Eine Problematik, der man beim JDS5 noch mehr Bedeutung beimessen will, ist das Mikroplastik. „Und zwar im Wasser und auch in den Lebewesen im Wasser“, wie Birgit Vogel betont. Sie ist die Generalsekretärin der Donauschutzkommission. Verlässliche Daten zu einem Mehr an Mikroplastik in der Donau gibt es derzeit noch nicht. „Genau deshalb wollen wir dieser Frage jetzt sehr gezielt nachgehen“, erklärt Birgit Vogel dem KURIER.

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Grundwasser: Andreas Scheidleder vom Team Grundwasser im Umweltbundesamt ist auch am Wasser dran. An sieben Messstellen, eine davon in Österreich, entnimmt sein Team Grundwasserproben: „Dabei interessiert uns, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Donau- und dem Grundwasser gibt.“

Die jüngsten Analysen haben gezeigt, dass beispielsweise Süßstoffe durchlässig sind, was soweit keine negativen Auswirkungen hat. „Anders wäre das bei Pestiziden“, so Andreas Scheidleder. Rund 20.000 Substanzen sollen in den nächsten Wochen im Labor analysiert werden.

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Artenvielfalt: Forscher an der Boku werden sich in Kürze auch die Situation der Insekten in und an der Donau ansehen, der KURIER wird sie dabei einen Tag lang begleiten.

Stolz ist Lidija Globevnik, Präsidentin der Donauschutzkommission, über den Einsatz neuer Forschungsmethoden wie zum Beispiel der Umwelt-DNA. „Anhand von Schuppen eines Fisches im Wasser können wir heute das Vorkommen seiner Art präzise nachweisen“, sagt einer der Projektmitarbeiter.

Eine wichtige Rolle ist den Menschen zugedacht, die an der Donau wohnen. Speziell entwickelte Citizen-Science-Projekte sollen die Anrainer näher an den Fluss heranholen und unter anderem Schulklassen in die Forschung einbinden. Deren Zukunft ist auch mit der Zukunft der Donau verbunden.

KURIER TV berichtet am Donnerstag um 17.05 Uhr, 19.05 und 20.05 Uhr über den JDS5. Der Beitrag ist dann auch auf kurier.tv in der Mediathek abrufbar.

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