Islamisten-Prozess: Zwei Angeklagte fehlen

Der eine Angeklagte ist untergetaucht, der andere hat sich beim Gericht entschuldigt: Zwei der sechs Hauptverdächtigen im Wiener Islamisten-Prozess werden beim Prozessauftakt am kommenden Mittwoch fehlen. Von den Verdächtigen sitzt mit Ausnahme des mutmaßlichen Haupttäters Thomas Al J. keiner in Untersuchungshaft. Ein 23-jähriger Mann dürfte diesen Umstand dazu genutzt haben, um unterzutauchen. Da die Justiz vermutet, dass er sich dem Strafverfahren dauerhaft entziehen möchte, hat das Straflandesgericht einen internationalen Haftbefehl erlassen.
Dem 23-Jährigen konnte bereits die Anklageschrift nicht zugestellt werden. Er dürfte sich mit seiner Ehefrau nach Ägypten begeben haben. Der genaue Aufenthaltsort ist unbekannt. Laut Anklage soll er Reisen zu "Terror-Camps" mitorganisiert und dafür auch Spenden gesammelt haben.
Auch ein weiterer Beschuldigter wird zu Beginn der Verhandlung fehlen. Der gebürtige Afghane hat jedoch über seinen Anwalt dem Gericht ein Entschuldigungsschreiben zukommen lassen. Darin macht er geltend, seine Mutter sei schwer krank und es sei ihm unmöglich, zeitgerecht in die Bundeshauptstadt zurückzukehren. Der 49-Jährige soll im Mai 2009 zwei strenggläubige Wiener Jugendliche in ein Lager der radikal-islamischen Hizb-i-Islami-Milizen gebracht haben, wo sich die beiden zu Kämpfern ausbilden ließen.
77 Seiten starke Anklageschrift
Der Gruppe um Thomas Al J. (26), der mit 15 zum Islam konvertiert war und sich "Ismail" rufen ließ, wird vorgeworfen, die Ziele der Al-Kaida und verwandter Terror-Netzwerk unterstützt zu haben. Thomas Al J. soll außerdem versucht haben, Ende 2009 mit seiner Familie und mehreren Mitangeklagten nach Somalia zu gelangen, "um sich dort den Al Shabaab-Milizen anzuschließen und mit diesen zu kämpfen und diese auch auf sonstige Weise zu unterstützen", wie es in der 77 Seiten starken Anklageschrift heißt.
Nachdem das gescheitert war, soll der Mann bis zu seiner Festnahme am 15. Juni 2011 die fundamentale Website "ansarulhaqq.com" betrieben und dabei für die Al-Kaida und den Dschihad eingetreten sein.
Das Verfahren wird unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Richterin Daniela Zwangsleitner, die den Prozess leiten wird, hat bis 22. Juni zehn Verhandlungstage anberaumt.
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