Investment-Banker als Kokain-Dealer verurteilt

Eine Person konsumiert eine weiße Substanz mit einer gerollten Banknote.
Musste eigenen Drogenbedarf mit Weiterverkauf finanzieren.

Ein Wiener Investment-Banker ist am Freitag im Straflandesgericht als Kokain-Dealer zu 18 Monaten Haft, davon sechs Monate unbedingt verurteilt worden. Trotz eines überdurchschnittlich hohen Einkommens war der 53-Jährige gezwungen, Kokain weiterzukaufen, weil er sich seine Sucht ansonsten nicht mehr finanzieren hätte können.

Der Banker - auf seinen Visitkarten war die Berufsbezeichnung "Leitung Risk Management and Compliance" zu lesen - war 2010 dem Kokain verfallen. Als Grund nannte er vor Richterin Erika Pasching Existenzängste infolge einer beruflichen Veränderung sowie das Ableben seines geliebten Vaters: "Das hat mir so ziemlich den Rest gegeben. Da habe ich das erste Mal seit langem wieder geweint. Meine Freundin ist lieber auf Partys gegangen und war mir keine große Hilfe."

Täglich 300 Euro ausgegeben

Das Suchtgift habe ihm in dieser Situation das Gefühl gegeben, "es ist alles weg und es gibt keine Probleme mehr". Bis zu fünf Gramm am Tage habe er konsumiert und dafür täglich 300 Euro ausgegeben, erzählte der 53-Jährige. Das war selbst mit seinem sehr guten Verdienst auf Dauer nicht zu bewältigen. Also streckte er das ihm offenbar in ausreichender Menge zur Verfügung stehende Suchtgift und verkaufte es im Bekanntenkreis weiter.

Erst seine Festnahme habe "die Abwehrspirale gestoppt", führte Verteidiger Marcus Januschke aus. Diese ging unter recht spektakulären Umständen über die Bühne. Als zwei Cobra-Beamte am 5. April 2014 den 53-Jährigen in einer Garnitur der Straßenbahnlinie 62 aus dem Verkehr ziehen wollten, zog dieser eine geladene Pistole. Um sich selber umzubringen, wie sein Anwalt versicherte: "Er wollte der Schmach des Gefängnisses entgehen."

Selbstmord geplant

Er habe schon am Vorabend bemerkt, dass ihm die Polizei auf den Fersen war, als es bei ihm an der Wohnungstür klopfte und er einfach nicht aufmachte, schilderte der 48-Jährige. Er habe vorgehabt, mit seiner Freundin eine letzte Liebesnacht zu verbringen und sich danach "die größte Line zu legen, die man je gesehen hat". Danach habe er sich "auf einem Feld" töten wollen und daher zwei Pistolen eingesteckt.

Am Morgen habe er sich von seiner Freundin mit den Worten "Püppchen, es ist so weit, ich bin am Ende des Lebens angelangt" verabschiedet, erzählte der Angeklagte. "Sie hat's zum Glück eh nicht verstanden", berichtete er. Auf der Fahrt "zum Feld" und also in den Freitod habe ihn die Polizei geschnappt. Die Richterin zweifelte, dass der Mann sich selbst richten wollte. Ob er mit der Waffe nicht auf die einschreitenden Beamten angelegt habe? "Das war ein Kaliber 6,35. Das reicht gerade für einen Kopfschuss, nicht für ein Feuergefecht mit der Polizei", beschied ihr der Banker.

Mit der über ihn verhängten Strafe war der 53-Jährige einverstanden. Die Staatsanwaltschaft gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

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