Hochstapler kassierte 10 Mio. Euro

Eine goldene Christusfigur hängt an einem Kreuz.
Gebürtiger Ukrainer soll sich mit fremden Geldern ein Luxusleben finanziert haben.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Montag ein Prozess gegen einen ukrainischen Geschäftsmann eröffnet worden, in dem Staatsanwalt Stephan Schmidmayr einen dreisten Hochstapler sieht. Der 53-jährige Viktor S., der 1998 nach Österreich gekommen war, soll sich in Wien jahrelang als Kontaktmann nach Osteuropa angetragen und vor allem mit vorgeblich gewinnbringenden Gas-Geschäften um finanzielle Beteiligungen geworben haben. Mit den kassierten Investments finanzierte er jedoch der Anklage zufolge ausschließlich seiner Familie ein Luxusleben.

Der 53-jährige residierte mit seiner Ehefrau und seinem Sohn in einem ebenso noblen wie kostspieligen Appartement am Parkring. "Er trug nur die feinsten Anzüge und ging mit seiner Frau am Kohlmarkt auf und ab, wo man in den teuersten Boutiquen eingekauft hat. Sie fuhren Autos, die sich ein normaler Mensch kaum leisten kann", verwies der Ankläger auf den Fuhrpark des 53-Jährigen, der mehrere Bentleys und einen Rolls Royce umfasste. Der Sohn bekam zum 18. Geburtstag einen Porsche Cayenne Turbo geschenkt.

Dieses Leben passte nicht zum geschäftlichen Erfolg des Mannes, der ein Büro im Hotel Hilton unterhielt. "Seine Projekte waren Luftschlösser", sagte Staatsanwalt Schmidmayr, "er hat seinen Opfern das Blaue vom Himmel versprochen. Es gibt nämlich kein einziges Geschäft, das der Angeklagte zustande gebracht hätte."

Auch Profi-Fußballer geprellt

Einem einzigen Investor entlockte Viktor S. nicht weniger als 6,6 Mio. Euro. "Er hat eine Fassade der Freundschaft kreiert. Aber die Verträge, die da abgeschlossen worden sind, sind das Papier nicht wert", beschwerte sich nun der Rechtsvertreter dieses Mannes, der sich der Verhandlung als Privatbeteiligter angeschlossen hat. Der Anwalt räumte ein, sein Mandant sei leichtgläubig gewesen und habe naiv gehandelt: "Aber selbst wenn ich ein Depp bin, darf ich nicht betrogen werden."

Vergleichsweise gering fiel der Verlust für den ehemaligen Profi-Fußballer Arminas Narbekowas aus, den Viktor S. laut Anklage dazu brachte, 100.000 Euro in ein angebliches Wodka-Geschäft zu investieren. Der frühere litauische Nationalspieler, der jahrelang in Österreich gekickt hatte und mit Austria Wien drei Mal Meister wurde, sollte wenig später 200.000 Euro "nachschießen": Viktor S. behauptete, er müsse die Wodka-Reserven eines Konkurrenten aufkaufen, um diesen auszuschalten. Narbekowas zahlte allerdings nicht mehr.

Ehefrau und Neffe mitangeklagt

In dem Prozess, in dem es um gewerbsmäßigen schweren Betrug und Urkundenfälschung geht, ist eine Schadenssumme von 10,2 Mio. Euro inkriminiert. Neben Viktor S. müssen sich auch seine 42 Jahre alte Ehefrau und sein 29-jähriger Neffe als Mitangeklagte vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Stefan Erdei) verantworten, weil sie im Wissen um die betrügerischen Machenschaften sich an diesen beteiligt haben sollen, indem sie Dolmetscher-Dienste leisteten, ihre Konten für die finanzielle Abwicklung zur Verfügung stellten und Darlehensverträge unterschrieben.

"Ich habe keinen belogen. Ich habe immer die Wahrheit gesagt", wies der mutmaßliche Hochstapler Viktor S. die wider ihn erhobenen Betrugs-Vorwürfe zurück. In Geschäfte könne man "nicht ohne Risiko gehen", bedauerte er, dass die Investments seiner Partner nicht bezahlt gemacht hätten. Auch die Mitangeklagten bekannten sich nicht schuldig.

Sein Verteidiger machte geltend, "erfahrene, gestandene Geschäftsmänner" hätten diese Investments geprüft. Die Experten seien zum Schluss gekommen, dass diese "von allererster Güte" waren.

Das Verfahren ist auf zwei Wochen anberaumt. Im Fall von Schuldsprüchen drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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