Fuzo bei "Gruft" als Stolperstein für Helfer

Ein Mann im Anzug verteilt etwas an eine Gruppe von Menschen, die an einem Tisch sitzen.
Die Anlieferung von Spenden erweist sich als bürokratischer Hürdenlauf. Ein Runder Tisch soll Abhilfe schaffen.

Wenn die Tage und Nächte im Winter wieder kälter werden, ist das besonders für Obdachlose eine harte Zeit. Soziale Einrichtungen, die sich um Wohnungslose kümmern, kämpfen jedes Jahr aufs Neue, um das Leid der Betroffenen zu mildern. Dass das nicht immer eine leichte Aufgabe ist, zeigt etwa bei der Obdachloseneinrichtung " Gruft" in Wien, die sich wegen der Anlieferung von Sachspenden mit bürokratischen Stolpersteinen konfrontiert sieht. Ein von der Bezirksvorstehung initiierter Runder Tisch soll demnächst Abhilfe schaffen.

Dass die Gesellschaft bei Obdachlosigkeit eher weg- als hinschaut, ist keine Neuigkeit. Schlimm wird es erst, wenn Helfer bei ihrer Arbeit behindert werden. Seit 25 Jahren erhalten Betroffene in der " Gruft" ein warmes Essen, einen Platz zum Schlafen, saubere Kleidung und die Möglichkeit zu duschen. Die Hälfte der laufenden Kosten wird vom Fonds Soziales Wien getragen. Der Rest wird durch Geld- und Sachspenden aufgebracht. Doch die Anlieferung der notwendigen Spenden wird Unterstützern seit einiger Zeit schwerer gemacht, als notwendig.

Anlieferungen behindert

Von je her durften die Waren direkt zur "Gruft", die sich in einer Fußgängerzone neben der Kirche in der Barnabitengasse befindet, nur bis 10.30 Uhr angeliefert werden. Ein nahes Parken eines Lieferautos auf der Mariahilfer Straße fällt aufgrund der neuen Fußgängerzone auf der Einkaufsstraße weg. Das Befahren der Barnabitengasse für die Anlieferung zu einem späteren Zeitpunkt als 10.30 Uhr wurde meist geduldet. Doch in letzter Zeit gab es Beschwerden von Anrainern. So müssen die Helfer mit ihren Sachspenden den langen Weg über die Barnabitengasse oder eine Anzeige wegen Befahrens einer Fußgängerzone in Kauf nehmen, was einer Wienerin erst kürzlich fast passiert wäre.

Die 34-Jährige wurde mit ihrer Kochgruppe, die ein Abendessen für die Obdachlosen zubereiten wollte, bei der Anlieferung der Nahrungsmittel für ein Gulasch für 180 Personen von einem Beamten der Wiener Parkraumüberwachung angehalten. Eine Strafe blieb der Frau zwar erspart, doch hatte sie für das Ausladen von 50 Kilogramm Kartoffeln, 20 Kilogramm Zwiebeln, Semmeln, Brot und 200 Joghurts lediglich "zwei Minuten Zeit", wie sie in einem Mail an die APA berichtete.

"Zum Glück haben uns zwei Besucher der 'Gruft' geholfen und Gott sei Dank hat es nicht geregnet. (...) Wahrscheinlich würde es nicht schaden, wenn man Mitmenschen, die so verständnislos sind, einteilen würde, um dort mitzuhelfen – vielleicht überlegt der Herr sich das das nächste Mal, wenn er sieht, was dahinter steckt, wenn man für ca. 180 Bedürftige dort kocht." Die für die Parkraumüberwachung zuständige Abteilung war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Runder Tisch

Laut der Mariahilfer SPÖ-Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann habe es immer schon Beschwerden der Anrainer in der Barnabitengasse gegeben. In allen Wiener Fußgängerzonen sei nur bis 10.30 Uhr Anlieferungen möglich, die große Ausnahme bildet die Mariahilfer Straße, die mit Lieferfahrzeugen bis 13.00 Uhr angefahren werden darf. Kaufmann plant nun einen Runden Tisch, zu dem die Bezirksvorstehung, die Betreiber der "Gruft" sowie die mit Verkehrsangelegenheiten betraute Magistratsabteilung 46 geladen werden.

Erst im September wurde das neue Tageszentrum der "Gruft" eröffnet (siehe Bilderstrecke). Darin befindet sich neben dem Aufenthaltsraum auch eine Küche, Büros und Bereiche für Therapiegespräche - geschlafen wird weiterhin im Gewölbe unter der Kirche. "Durch das neue Tageszentrum werden Obdachlose mehr wahrgenommen, weil sie vom Nachtquartier unter der Kirche über die Straße in die neuen Räumlichkeiten rübergehen", sagte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.

Ein modernes Holzgebäude mit einem gepflegten Rasen und Bäumen im Vordergrund.

ERÖFFNUNG GRUFT - NEUES TAGESZENTRUM
Eine Gruppe von Personen durchschneidet ein rotes Band bei einer Eröffnungszeremonie.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Zwei Männer in Anzügen schütteln sich die Hände, während ein Kameramann filmt.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Zwei Männer unterhalten sich in einer Menschenmenge.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Mehrere Männer in Anzügen unterhalten sich auf einer Veranstaltung.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Eine blonde Frau im Gespräch mit einem Mann auf einer Veranstaltung.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Eine Frau in grauem Blazer streckt die Zunge heraus, während andere Personen im Hintergrund stehen.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Ein Raum mit Tischen in verschiedenen Farben und einer Küchenzeile im Hintergrund.

Reportage - Die neue Gruft, Bild der alten Gruft, …
Eine Frau steht in einer Küche und blickt auf einen Behälter mit Aufklebern.

Eine Frau mit roter Mütze geht eine Treppe hinunter zu einem Waschraum.

THEMENBILD: GRUFT
Ein Mann mit Bart bereitet in einer Küche ein Brot mit Marmelade zu.

THEMENBILD: GRUFT
Ein Mann mit Brille hört aufmerksam zu, während eine andere Person spricht.

PK CARITAS "GRUFT WINTERPAKET": LANDAU / HADER
Zwei Männer sitzen mit Schlafsäcken und einem Schild „Gruft Winterpaket“ auf der Straße.

FOTOTERMIN "GRUFT WINTERPAKET - 25 JAHRE GRUFT": L
Menschen sitzen an Tischen in einem Raum, einige mit Jacken und Taschen bei sich.

THEMENBILD: GRUFT
Ein Baum wächst durch eine Aussparung in einer Holzterrasse.

ERÖFFNUNG GRUFT - NEUES TAGESZENTRUM
Ein Mann mit Bart steht vor einem Haus mit Holzfassade.

Eröffnungsfeier Gruft Neu
Ein Mann streicht einen Raum von einer Leiter aus, ein weiterer Mann streicht im Hintergrund.

Reportage - Die neue Gruft, Wien am 07.08.2013…
Eine Baustelle mit Baumaterialien und einer Schubkarre voller Holz unter einem Torbogen.

Reportage - Die neue Gruft, Wien am 07.08.2013…
Ein Mann mit Hut und Tätowierungen liest eine Zeitung an einem Tisch.

Ein Baum wächst in einem Gebäude durch eine Öffnung in der Decke.

ERÖFFNUNG GRUFT - NEUES TAGESZENTRUM

Solidarität

"Wir merken jedoch, dass es in den vergangenen Tagen eine große Solidarität mit obdachlosen Menschen gegeben hat", so Schwertner. Die von der Caritas initiierte Aktion "Winterpaket" wurde gut angenommen und auch das Kältetelefon für notleidende Obdachlose hat in den ersten Stunden 20 Mal geläutet.

Dennoch habe es in der Vergangenheit einzelne Beschwerden gegeben, wenn Menschen, die in der "Gruft" gekocht haben und Lebensmittel angeliefert haben bzw. schwere Sachspenden gebracht haben, mit dem Auto vorgefahren sind. "Wir würden uns wünschen, dass Menschen, die helfen, nicht daran gehindert werden." Schwertner zeigte sich über den Runden Tisch erfreut, um eine "rasche Lösung" zu finden, damit die Solidarität gefördert und nicht behindert wird.

Die "Gruft" verzeichnete im Vorjahr 19.453 Nächtigungen. Die Zahl jener, die in die Einrichtung zum Essen kommen, stieg von 58.500 (2001) auf 97.285 Mahlzeiten (2012) pro Jahr.

Spenden

Caritas-Spendenkonto: RZB 40 40 50 050, BLZ 31.000, Kennwort: "Gruft Winterpaket", das Kältetelefon ist rund um die Uhr unter der Nummer 01/480 45 53 besetzt, auch per E-Mail: kaeltetelefon@caritas-wien.at kann man sich an die Hilfseinrichtung wenden

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