Fünf Fälle in einem Monat: Illegale Schönheitskliniken in Wien aufgeflogen

Auf den Bildschirmen Dutzender Fitnessstudios in Wien wird derzeit eine Warnung der Stadt eingeblendet: „Vorsicht bei Lipfillern und Nasenkorrekturen.“ Die Stadt hat eine Infokampagne zur Aufklärung über mögliche Risiken von Beauty-Eingriffen gestartet. In den vergangenen Wochen hob die Gruppe Sofortmaßnahmen gemeinsam mit der Polizei fünf illegale Schönheitssalons in Favoriten, Simmering, Rudolfsheim-Fünfhaus und der Innenstadt aus. Offiziell werden diese Betriebe als Nagel- und Kosmetikstudios geführt, die Mitarbeiter haben keine ärztliche Ausbildung und spritzen ihren Kundinnen Botox.
Seit diese Fälle an die Öffentlichkeit kamen, gehen an manchen Tagen bis zu zehn anonyme Hinweise bei der Gruppe Sofortmaßnahmen ein, erzählt Walter Hillerer, Obersenatsrat und Leiter der Einheit: „So eine Serie ist an sich nichts Außergewöhnliches. Wir setzen Themenschwerpunkte, wie zum Beispiel die illegalen Schönheitskliniken, die Bevölkerung wird daraufhin sensibilisiert und achtet auch mehr auf solche Studios.“

Magistrat und Finanzpolizei beim Einsatz in einem illegalen Schönheitssalon
Viele Hinweise würden auch ins Leere laufen, „jeder vermutet dann hinter jeder Ecke eine illegale Schönheitsklinik, das war wie bei dem Fleischskandal“. Nichtsdestotrotz sei es die Aufgabe und Verantwortung der Behörde, jedem einzelnen Hinweis auch nachzugehen. Die Meldungen in den vergangenen Wochen erstreckten sich laut Hillerer auf keinen konkreten Bezirk, sondern reichten vom ersten bis zum 15. Bezirk. Die Bevölkerung spielt für die ersten Hinweise demnach eine entscheidende Rolle. Manchmal melden sich Opfer, manchmal Anrainer, die verdächtige Beobachtungen machen oder Spritzen in Mülleimern finden. Anschließend beginnt die Recherche der Gruppe Sofortmaßnahmen. „Unsere Mitarbeiter überprüfen dann die teils sehr professionellen Webseiten und Social-Media-Profile der Betreiber, holen Informationen ein und fahren in zivilen Autos auch an den Adressen vorbei“, schildert Hillerer.
In flagranti erwischt
Erhärtet sich der Verdacht, dann kommt es zum Zugriff. In diesem Fall arbeiten die Gruppe Sofortmaßnahmen mit der Polizei, der Finanzpolizei, dem AMS sowie den städtischen Dienststellen zusammen. „Vor Ort führt man dann Gespräche mit den Anwesenden, einmal haben wir auch eine vermeintliche Mitarbeiterin in flagranti erwischt, wie sie einer Kundin Botox gespritzt hat“, sagt Hillerer. Die Betreiberinnen solcher Studios kommen häufig aus dem Osten. Die Kundinnen sind teilweise sehr jung und werden mutmaßlich durch die niedrigen Preise in die Beauty-Salons gelockt.
1. Fall
Am 10. Juli wurde in Simmering eine illegale Schönheitsklinik bekannt. Zwei Frauen wurden angezeigt. Die Polizei sprach von über 500 Kunden.
2. Fall
In Favoriten flog am 1. August eine Klinik auf. Eine angetroffene Mitarbeiterin gab sich plötzlich als Putzfrau statt als Ärztin aus.
3. Fall
Ein illegales Nagelstudio in Rudolfsheim-Fünfhaus wurde am 3. August entdeckt. Aufmerksam wurde man durch ehemalige Kunden.
4. Fall
Am 5. August schloss die Behörde eine illegale Klinik. Sie war als Lagerhalle oberhalb eines Nagelstudios in der Innenstadt getarnt.
5. Fall
Zuletzt wurde eine illegale Klinik vergangenen Dienstag bekannt, in einem Nagelstudio im dritten Bezirk.

Walter Hillerer, der Leiter der Gruppe für Sofortmaßnahmen der Stadt Wien
„Konfrontiert man die Betreiber mit den Vorwürfen, streiten sie zunächst alles ab. Wir haben einen Fall gehabt, da war die Betriebsinhaberin in Portugal und hat behauptet, sie hat gar nicht gewusst, dass dort jemand in ihrem Nagelzimmer solche Behandlungen anbietet.“
Wie schwierig ist es nun, für Kundinnen und Kunden, solche illegalen Schönheitskliniken zu erkennen? „Die Betriebe an sich sind meistens professionell eingerichtet. Es gibt keine großen Verunreinigungen, aber meistens ein Hinterzimmer“, sagt Hillerer. Ein Hinweise sei aber ein fehlendes Ordinationsschild am Eingang. Und er verweist auf den Praxisfinder der Ärztekammer. „Wenn man dort die Adresse der Schönheitsklinik nicht findet, sollte man vorsichtig sein.“ Und natürlich sei der niedrige Preis ein mögliches Indiz. „In diesen Studios kostet eine Botox-Behandlung dann 100 Euro, in legalen Kliniken aber oft das Fünffache“, betont der Leiter der Einheit.
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