Von offizieller Seite hält man sich dazu bedeckt. Wie ernst die Exekutive eine Bedrohung nahm, wurde jedem klar, der am Mittwoch in der Innenstadt unterwegs war. In Schutzausrüstung und mit Waffen bezogen Beamte sowohl vor dem Stephansdom, als auch vor koptisch-orthodoxen und syrisch-orthodoxen Gotteshäusern Stellung.
Syrische Christen
Eine Vorwarnung dürfte es nicht gegeben haben, wie ein Lokalaugenschein bei den syrischen Christen in Favoriten, wo die große syrisch-orthodoxe Kirche Mor Ephrem steht, zeigt.
„Wir sind mit den Gedanken seit Wochen bei den Opfern des Erdbebens in Syrien und der Türkei. Und dann passiert so etwas“, sagte Jonathan Gabriel, stellvertretender Obmann der syrisch-orthodoxen Gemeinschaft in Österreich. Er bestätigte auch einen größeren Polizeieinsatz am Vormittag. Die Beamten fragten bei der Gelegenheit auch gleich nach den konkreten Zeiten der Messen.
Gabriel weiß, warum: „Wir stehen in Kontakt mit den Behörden, am Abend kommt die Polizei während des Gottesdienstes wieder vorbei.“ Dass seine Gemeinde in Favoriten wirklich Ziel eines Anschlags sein könnte, kann er sich aber nicht vorstellen. „Es ist Fastenzeit, es sind nur wenige Leute in den Messen.“
Dass die angeschlossenen Flüchtlingsunterkünfte das Ziel eines Angriffs sein könnten, hält er ebenso für unwahrscheinlich. „Obwohl es sich bei den Bewohnern vor allem um syrische Christen handelt, sind hier alle willkommen.“
Ein mulmiges Gefühl bleibe dennoch. So wie auch in der koptisch-orthodoxen Kirche der Heiligen Jungfrau Maria in der Donaustadt. „Ich habe heute Vormittag noch eine Messe gehalten, und erst danach von den Terrorwarnungen erfahren. Unser Bischof hat uns die Anweisung gegeben, zur Sicherheit alle Ein-und Ausgänge der koptischen Kirchen zu schließen“, erklärte Pater Johannes.
Im Stephansdom und bei Dompfarrer Toni Faber sahen die Sicherheitsvorkehrungen wie folgt aus: „Wir haben derzeit Polizeischutz und wir sind sehr froh, dass Kirchen unterstützt und beschützt werden. Die Kirche musste vorerst nicht geräumt werden“, erklärte Faber gegenüber dem KURIER. Gottesdienste wurden am Mittwoch keine abgesagt.
Ernst wurden die Warnungen auch von christlichen Kindergärten in Wien genommen. Sie sagten Ausflüge ab.
Panikmache?
Für viele bleibt die Frage, ob der Terroralarm übertrieben war. Erinnerungen an den 2. November 2020 und den Terroranschlag in Wien geben darauf jedoch eine klare Antwort: Erst am vergangenen Dienstag hat DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner bei einer Pressekonferenz auf die latente Gefahr hingewiesen, die in Österreich weiter von Islamisten ausgeht.
50 bis 60 Personen aus dem islamistischen Umfeld gelten nach wie vor als Hochrisiko-Gefährder. Drei Gruppen werden unterschieden: Zum einen sind es junge Einzeltäter, die sich im Internet radikalisieren.
Dann Einzeltäter, die im Internet aktiv sind, aber auch in der realen Welt einschlägige Moscheen besuchen. Und schließlich Erwachsene, oft in Österreich geborene Männer, die gut vernetzt sind.
Kommentare