Ehemaliger Wiener Polizeipräsident Günther Bögl gestorben

++ HANDOUT/ARCHIVBILD ++ EHEMALIGER WIENER POLIZEIPRÄSIDENT GÜNTHER BÖGL GESTORBEN
In die Amtszeit des 88-Jährigen Wieners fielen unter anderem die Mordfälle Jack Unterweger sowie die Briefbomben von Franz Fuchs.

Wie die Landespolizeidirektion Wien bekannt gab, ist ihr ehemaliger Präsident Günther Bogl im Alter von 88 Jahren im Beisein seiner Familie verstorben. Bogl war von 1988 bis 1995 Polizeipräsident in Wien. Er wurde 1932 geboren, erlernte zunächst den Beruf des Gerbers und trat im Jahr 1958 der Bundespolizei Wien, Schulabteilung der Sicherheitswache, bei. 

Bögl war ein "gelernter" Polizist und absolvierte neben dem Dienst das Studium der Rechtswissenschaften. Nach fünf Jahren im Dienst wurde Bögl in das Innenministerium abberufen und war dort von 1968 bis 1970 das jüngste Mitglied im ständigen Unterausschuss beim Europarat in Straßburg und schließlich 1970 bis 1971 auch Sekretär des damaligen Innenministers Otto Rösch.

Ehemaliger Wiener Polizeipräsident Günther Bögl gestorben

1972 führte es Bögl wieder zurück zur Wiener Polizei. Er wurde Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache und füllte diese Funktion bis zur Ernennung als Polizeipräsident 1987 aus, eh er 1988 angelobt wurde. 

Jack Unterweger und Franz Fuchs

In die Amtszeit als Polizeipräsident der Stadt Wien gehören die wohl bekanntesten Kriminalfälle Österreichs. Darunter zum Beispiel die Mordfälle rund um Jack Unterweger und Elfriede Blauensteiner. Aber auch die Briefbombenattentate von Franz Fuchs 1993 und 1994.

Zudem war er als Präsident auch bei den Opernballdemonstrationen 1988, 1989 und 1990 im Amt.

Neben aufsehenerregenden Kriminalfällen war Bögl aber auch verantwortlich für die Einführung von wichtigen organisatorischen Maßnahmen. So wurde in seiner Zeit als Generalinspektor 1972 die ersten weiblichen Straßenaufsichtsorgane bei der Wiener Polizei eingestellt. 1973 führte Bögl die "Planquadrate" ein. 1976 die ersten Verkehrslagemeldungen im ORF. 1977 führte der damalige Generalinspektor Kontaktbeamte für die Bevölkerung ein. 

Als ein Gründungsvater der mitteleuropäischen Polizeiakademie (MEPA) im Jahr 1992 setzte Bögl Akzente zur europäischen Integration, war auch Autor diverser Sachbücher und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und geschätzt.

Aus- und Weiterbildung der Polizei

Für seine Verdienste bekam Günther Bögl höchste österreichische und internationale Auszeichnungen. 1995 trat Bögl zwar seine Pension an, er wurde aber vom Innenministerium weiterhin als Koordinator für die Aus- und Weiterbildung beschäftigt.

1997 initiierte Bögl außerdem gemeinsam mit dem ehemaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll eine Sicherheitsaktion an Schulen in NÖ. Weiters engagierte er sich im Verein "Weißer Ring" und im Sozialmedizinischen Dienst Österreich (SMD).

Bögl verstarb am gestrigen Donnerstag. „Günther Bögl war eine beeindruckende Persönlichkeit, die die Wiener Polizei über viele Jahre geprägt und gestaltet hat. Ein Mensch, der den Begriff 'Führung' im besten Sinne des Wortes mit Leben erfüllt hat. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner gesamten Familie“, zeigt sich auch Innenminister Karl Nehammer betroffen.

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