Drogen auf dem Kinderspielplatz

Kinder spielen in einem Sandkasten auf einem Spielplatz.
Auf einem Spielplatz in Wien Neubau werden regelmäßig harte Drogen konsumiert. Die Suchthilfe Wien will nun reagieren.

Blass, blaue Lippen und ein torkelnder Gang. E s ist Montagmorgen, kurz nach acht Uhr, als drei junge Männer den Kinderspielplatz im Andreaspark, Wien-Neubau, aufsuchen. Ihr Ziel: Die Toilette, die versteckt hinter Rutschen und Sandkasten liegt. Zweck ihres Besuchs ist jener Schuss Heroin, der sie über die ersten Stunden des Tages retten soll. 20 Minuten später, noch ehe die ersten Kinder den Park aufsuchen, ist alles wieder vorbei. Die Männer verlassen den Spielplatz. Zurück bleibt nur die Verpackung ihres Spritzbestecks. Die vom KURIER beobachtete Szene ist kein Einzelfall.

"Wir finden hier schon jeden Tag Verpackungen vor", sagt Marta. Die Kindergärtnerin ist an diesem Morgen mit knapp 30 Kindern in den Park gekommen. "Ich habe zwar noch nie gesehen, dass sie sich direkt auf den Bänken einen Schuss setzen, aber trotzdem ist das hier erschreckend." Auch ihre Kollegin Bettina will öfter gebrauchte Spritzen auf dem Spielplatz gefunden haben. "Wenn ein Kind auf die Toilette muss, gehen wir immer mit. Immerhin lagen auch dort schon Spritzen herum", sagt Marta.

Die beiden Frauen bestätigen damit, was zuvor schon zwei Leser dem KURIER berichtet hatten: Im kleinen Park inmitten des siebten Bezirks werden regelmäßig harte Drogen konsumiert. "Am Donnerstag saß eine Person auf der Bank und kochte sich die Droge auf", berichtete eine Leserin. "Tags darauf geschah dies nebst einer Mutter und ihrem Kind."

In der zuständigen Polizeiinspektion Kandlgasse will man von den Problemen nichts wissen. "Uns lagen bisher keine Beschwerden vor", wird mehrfach versichert .

"Nicht tolerieren"

Ein Blick in eine öffentliche Toilette mit Graffiti an den Wänden.

Roland Reithofer von der zur Gemeinde gehörenden Suchthilfe ist ebenfalls überrascht: "Bisher hat sich niemand an uns gewandt. Wir werden den Park aber sofort mit mobilen Sozialarbeitern aufsuchen." Reithofer versichert: "Eine Gefährdung Dritter können wir nicht tolerieren."

Es ist nicht das erste Mal, dass der kleine Spielplatz von Drogenkonsumenten aufgesucht wird. Schon 2010 und in den Jahren davor gingen vermehrt Beschwerden ein. "Es gelang uns damals, die Situation zu beruhigen", sagt der Suchtexperte. Doch wieso kehrte in den vergangenen Monaten ein kleiner Teil der Szene in die Andreasgasse zurück? Hängt es etwa damit zusammen, dass die beiden großen Drogenberatungsstellen Ganslwirt und Tabeno vor Kurzem geschlossen wurden und die neue Einrichtung Jedmayer in der Gumpendorfer Straße von der Szene noch nicht akzeptiert wird? "Sicher nicht", sagt Reithofer. "In diesen Einrichtungen ist der Konsum ja sowieso verboten." Außerdem sei die Zahl der Spritzen, die im Jedmayer getauscht werden gleich hoch wie zuvor im Gansl­wirt. Täglich sind es 8000 gebrauchte Spritzen, die hier gegen sauberes Besteck eingetauscht werden. "Das entspricht 98 Prozent aller von uns ausgegebenen Spritzen", sagt Reithofer.

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