Das Ringen um die Pendler-Garagen

Ein P+R-Schild in Hütteldorf zeigt an, dass die Parkplätze belegt sind.
Das Pickerl führt zu vollen Park-&-Ride-Anlagen in Wien und Niederösterreich. Landeshauptmann Erwin Pröll warnt vor einer Ausweitung.

Um 9 Uhr Früh leuchten auf dem Schild der Park-&-Ride-Anlage Hütteldorf bereits drei rote Kreuze. Dennoch versuchen viele Autofahrer – fast alle mit niederösterreichischen Kennzeichen – ihr Glück. Wer keine Dauerparkkarte hat, muss an dieser Stelle umkehren. "Verfluchte Grüne", schreit ein Lenker aus Tulln aus dem Autofenster, bevor er aufs Gas steigt.

Sabine Liehr hat seit zwei Wochen eine Monatskarte und darf noch einfahren. "Es war abzusehen, dass es jetzt so zugeht", sagt die junge Frau. 185.000 Niederösterreicher pendeln täglich nach Wien zur Arbeit. Seit der Ausweitung des Parkpickerls stürmen sie die Park-&-Ride-Anlagen. Das Problem könnte sich verschärfen, wenn weitere Bezirke im Westen Wiens zu Pickerlzonen werden.

Mahnende Worte

Eine Frau im Auto zeigt ihre Parkkarte.

Doch nicht nur die Pendler sind sauer auf Rot-Grün in Wien. Via KURIER meldet sich nun erstmals auch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) zu Wort. Pröll sagt: "Eine zusätzliche Erweiterung wäre ein unfreundlicher Akt gegen niederösterreichische Pendler, die die Wiener Wirtschaft beleben, und würde mögliche Alternativen, über die gerade verhandelt wird, noch schwieriger machen."

Doch auch der rot-grünen Regierung in Wien scheint allmählich zu dämmern, dass es nun rasch Lösungen braucht. "Die Auslastung der Park-&-Ride-Anlagen zeigt, dass das Parkpickerl in Wien wirksam ist", sagt Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zwar, doch sie hofft, dass viele Niederösterreicher in Zukunft auf die Öffis umsteigen werden. "Der Ausbau der Park-&-Ride-Anlagen in Niederösterreich ist daher Gebot der Stunde." Denn auch in Niederösterreich sind bereits viele der Anlagen vollkommen ausgelastet.

Vassilakou kann sich daher vorstellen, den Ausbau von Anlagen im schwarzen Niederösterreich zu unterstützen. "In Wiener Neustadt, und in Klosterneuburg wären neue Anlagen dringend nötig", sagt der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Gleichzeitig soll in Wien das Angebot ausgebaut werden. Zu den derzeitigen 10.000 Park-&-Ride-Plätzen werden 7000 dazukommen – etwa in der Seestadt Aspern.

Bis dahin sind kurzfristige Lösungen gefragt. Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing kündigt im KURIER erste konkrete Maßnahmen an: In Tullnerbach und Unter-Purkersdorf sollen auf ÖBB-Flächen nun knapp 50 neue Stellplätze geschaffen werden.

Bürgerinitiative: Verlorene Lebensqualität

Eine lächelnde Frau mit Brille und Ohrringen.

Währing versinkt im Verkehrschaos!" Das ist der Schlachtruf einer neuen Bürgerinitiative: Julia Bauer aus Gersthof hat wegen chaotischer Zustände in ihrer Wohngegend über Facebook zum Gegenschlag ausgeholt: "Das Parkpickerl ist ein Anschlag auf meine Lebensqualität, den ich einfach nicht hinnehme."

Dienstagabend fand im "Bürgerhof" ein erstes Koordinationsgespräch der Protestbürger mit FP- und VP-Politikern statt. In nur wenigen Tagen hatte Julia Bauer 450 Mitglieder rekrutiert und damit für Aufmerksamkeit in allen Politlagern gesorgt. Sie fordert die sofortige Rücknahme der derzeitigen Pickerllösung.

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