Chemikalienaustritt: Unfallspital probt Ernstfall

Eine Person in einem orangefarbenen Schutzanzug reinigt den Arm einer anderen Person, die eine Wunde hat.
Eine Dekontaminationsübung zeigt, dass es bei Verschmutzung, Verseuchung und Verunreinigung Spezialisten braucht.

Ein Kleinbus fährt auf der Triester  Straße einem Lkw auf, die Insassen werden leicht verletzt. Sie fahren selbstständig ins Krankenhaus Meidling. Was sie nicht wissen: Der Lastwagen hatte hochgiftige Chemikalien geladen, die bei dem Unfall austraten. Dass es sich dabei um ein erfundenes Szenario im Rahmen einer Übung handelt, wissen wiederum die Mitarbeiter des Meidlinger Krankenhauses nicht.

Dort fand vergangenen Freitag die jährliche Dekontaminationsübung des Traumazentrums der AUVA statt. Unter Leitung der Experten Joachim Renner und Angelika Stadler-Wallig wurde für den Ernstfall geprobt.

Zwei Personen in orangefarbenen Westen stehen in einem Büro und halten ein Klemmbrett.

Angelika Stadler-Wallig und Joachim Renner haben eine "Checklist" für den Ernstfall ausgearbeitet.

„Der Bahnhof ist nicht weit weg. Wenn dort ein Waggon mit entsprechendem Inhalt umkippt, kann es zu Verschmutzung, Verseuchung, Verunreinigung kommen“, erklärt Renner. Problematisch daran sei, dass zuerst oft nur Symptome wie Juckreiz oder Atembeschwerden auftreten. Kontaminierte Personen hätten aber nicht nur selbst  das Risiko gesundheitlicher Schäden, sondern wären in ihrem Zustand auch eine Gefahr für andere.

Dementsprechend wichtig ist es, dass das Krankenhauspersonal sehr gut geschult ist.

Durch die Waschstraße

Im Traumazentrum wurde dazu eine neue ÖNORM ausgearbeitet. „Man kann sich das wie eine Checkliste vorstellen, an der sich die Mitarbeiter orientieren können“, beschreibt Stadler-Wallig die Vorkehrung für das Katastrophenszenario. 

Im Idealfall sollte demnach schon die Sekretärin bei der Anmeldung hellhörig werden und die Schwester nach einer Ersteinschätzung Alarm schlagen. Spätestens dann muss ein Arzt übernehmen.

Ein Mitarbeiter des Samariterbundes hilft einer Person beim Anlegen einer Schutzmaske und eines Schutzanzugs.

Bei der mehrstündigen Übung wurde für sämtliche Bedrohungsszenarien geprobt.

Eine Person in Schutzkleidung untersucht die Beinverletzung einer sitzenden Person.

Ein Mann liegt auf einer Trage, während zwei Personen in Schutzanzügen ihn betreuen.

Drei Personen in Schutzanzügen schieben eine aufgebahrte Person auf einer Trage.

Betroffene werden daraufhin getrennt von anderen Patienten in eigene Räumlichkeiten gebracht. Dort ziehen sie sich aus. Ihr Gewand landet in verschließbaren Säcken. Eine Spezialeinheit mit Schutzkleidung, Schläuchen und Reinigungsutensilien kümmert sich um die Dekontamination.

„Man kann sich das wie eine Waschstraße vorstellen“, beschreibt Stadler-Wallig den Vorgang. Bei der Übung zeigte sich, dass die Abläufe durchaus etwas komplexer sind. Etwa wenn Wunden behandelt werden müssen. Insgesamt zeigte der vierstündige Probelauf aber, dass das Personal im Ernstfall bestens vorbereitet wäre.  

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