Mit Bedacht: Dieser Ort hat für Wien eine nicht ganz unwichtige Bedeutung, was man auch auf Wikipedia nachlesen kann. Unter „Sehenswertes“ findet sich der Eintrag: Wasserspeicher der I. Wiener Hochquellenleitung.
Michael Ludwig ist in einem Kerngebiet der ÖVP der Hausherr, das Grundstück der Speicheranlage gehört der Stadt Wien. Der gelernte Historiker erzählt: „Es war eine kluge Entscheidung, während der Cholera reines Wasser aus den Quellgebieten am Schneeberg, der Rax und der Schneealpe in die Stadt zu leiten.“ Rechtzeitig zur Weltausstellung 1873 in Wien war es so weit.
Und es wäre nicht Wien gewesen, hätte es nicht bis dahin etliche Zweifler in der Stadt gegeben. Einige hätten lieber Wasser aus der Donau in die Bezirke gepumpt. Eine Abstimmung im Gemeinderat ging nur knapp für den Bau der ersten Wasserleitung durch das Steinfeld aus.
Der Wasserspeicher in Neusiedl ist unterirdisch und seit dem Jahr 1958 riesig: 600 Millionen Liter Wasser können in den vier fußballfeldgroßen Speichern sicher für eine Zeit lang verwahrt werden.
Und der Stadtchef stellt auf Wiener Grund und Boden einen Ausbau in Aussicht: „Weil in Wien schon in wenigen Jahren 2,2 Millionen Menschen leben werden und weil wir auch für weitere Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt mehr Wasser benötigen werden, bauen wir jetzt zwei weitere Speicher hinzu.“
Ab dem Jahr 2028 soll es dann in Neusiedl möglich sein, eine Milliarde Liter Wasser zu bunkern. Neusiedl ist einer von zwei städtischen Wasserspeichern in Niederösterreich, der zweite befindet sich in Moosbrunn, in Wien selbst wird das Hochquellwasser an insgesamt 29 Orten aufbewahrt.
Helfer in Gummistiefeln
Proteste gegen die große Baustelle gibt es seitens der Neusiedler nicht, berichtet ein Mitarbeiter der MA 31 (Wiener Wasser). Die Ansage des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), der Patienten aus Niederösterreich künftig länger als die Wiener warten lassen möchte, will man hier offensichtlich nicht gegenrechnen.
Und so kann Michael Ludwig auch in Neusiedl am Steinfeld weitere Sujets für den Wahlkampf schaffen. Die Rolle als Helfer in Gummistiefeln in einem derzeit zur Reinigung geleerten Wasserspeicher dürfte ihm übrigens mehr Spaß gemacht haben als in der Vorwoche das Halten von Eislaufschuhen.
Und seine Erzählung ist natürlich gut: „Wir fühlen uns dem Erbe verpflichtet. Die Versorgungssicherheit der Wiener und Wienerinnen hat für mich oberste Priorität.“ Diese kostet auch Geld. Derzeit werden pro Jahr 100 Millionen Euro in die Wasser-Infrastruktur investiert.
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