Bresnik: "Thiem kann alle schlagen"

Er trainierte Österreichs Daviscup-Team, Boris Becker, Patrick McEnroe, Horst Skoff oder Stefan Koubek. Günter Bresnik, 51, hat international viel erreicht und will mit dem 19-jährigen Dominic Thiem durchstarten. Am Rande der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle spricht der Niederösterreicher über seinen Schützling und über die rot-weiß-rote Tennisszene.
KURIER: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung von
Thiem?
Günter Bresnik: Spielerisch auf jeden Fall, mit dem Ranking nicht ( Nummer 394, Anm. ), wir wollten heuer schon Top 200 werden. Wichtig ist, dass seine körperliche Entwicklung erfreulich ist und die Wachstumsschübe endlich beendet sind. An der Kondition müssen wir noch arbeiten. Aber Dominic ist viel besser als Spieler, die weit vor ihm stehen. Leider war er zuletzt lange krank.
Thomas Muster sagte zuletzt, dass er in der Entwicklung stehen geblieben ist...
Ich halte es für wenig schlau, Spieler zu kritisieren ohne genauen Einblick zu haben. Das ist wie wenn ein Arzt telefonische Diagnosen stellt. Unsinnig. Aber Tom wollte Dominic sicher nicht schaden, weil er von ihm sehr viel hält.
Wurde Ihr Schützling vor einigen Jahren schon zu früh in den Himmel gejubelt?
Dominic war die Nummer zwei der Jugendweltrangliste, natürlich bekommt man da die Bestätigung, dass er auf einem sehr guten Weg ist. Aber eine Bestätigung hat nichts mit Hochjubeln zu tun, das sollte dem Spieler sogar guttun. Ich halte es wie Hermann Hesse: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. Aber Dominic ist ein Bursche, der sich nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Am Mittwoch trifft er auf den Slowaken
Lukas Lacko. Hat er Chancen?
Lacko ist in Wien einer der ungesetzten Spieler, die am stärksten sind. Aber Dominic kann alle schlagen.
Am Mittwoch schlägt auch
Jürgen Melzer auf. Was sagen Sie zu seinem Jahr?
Bei einem 31-Jährigen geht es nicht mehr darum, dazuzulernen, sondern das Potenzial abzurufen und das ist bei ihm sehr hoch. Heuer konnte er das nur selten, auch weil er von Verletzungen gebremst wurde. Dazu kam die Hochzeit. Wenn du nicht 100 Prozent bei deinem Sport bist, klappt es nicht. Aber auch Tommy Haas ist 34, ich traue Melzer in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu, dass er noch einmal Top 20 werden kann.
Und
Österreichs Tennis im Allgemeinen?
Haider-Maurer hat Top-50-Potenzial, wir haben Paszek, Mayr-Achleitner oder Haas, die sehr viel erreichen können und mit Miedler einen Jugend-Europameister. Das schaut dank der privaten Initiativen gut aus.
Und der Verband?
Sogar die Dümmsten haben erkannt, dass in den letzten Jahren alles schief gelaufen ist. Jetzt heißt es, Ärmel aufkrempeln. Das fängt bei der Trainerausbildung an, geht bis hin zur Betreuung der Talente und der Spitzenspieler.
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