Bei Schönheitsoperationen gepfuscht: Zwei Jahre Haft
Ein Arzt, der bei Schönheitsoperationen in Wien gemurkst hatte, ist am Montag vom Landesgericht für Strafsachen zur Verantwortung gezogen worden. Ein Schöffensenat verhängte über den 42-Jährigen wegen schwerer Körperverletzung, Körperverletzung und gewerbsmäßigen schweren Betrugs zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt.
Da dem gebürtigen Slowaken mit Wurzeln im Libanon die U-Haft auf die Strafe anzurechnen war, muss er noch rund zwei Monate absitzen. Er war am 4. Juli in der Bundeshauptstadt festgenommen worden. Bei einer Strafdrohung von sechs Monaten bis fünf Jahren war der Mediziner mit dem Strafausmaß einverstanden. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.
"Bekenne mich schuldig"
Der Angeklagte war zu den Vorwürfen umfassend geständig. "Ich bekenne mich schuldig. Es tut mir außerordentlich leid. Ich hätte an diesem Ort überhaupt nicht das Skalpell benutzen sollen", erklärte er eingangs der Verhandlung. Darüber hinaus war er zu keinen Angaben bereit und beantwortete auch keine Fragen.
Von seinen unsachgemäßen Behandlungsmethoden waren vier junge Frauen und zwei Burschen betroffen, an denen er teilweise in Straßenkleidung und unter unzumutbaren hygienischen Bedingungen chirurgische Eingriffe vorgenommen hatte. Dabei wären ihm solche gar nicht erlaubt gewesen. Er war in Österreich nicht als Arzt zugelassen. In der Slowakei soll er zwar eine mehrjährige Ausbildung in plastischer Chirurgie absolviert, diese aber nicht abgeschlossen haben. "Ich habe eine Prüfung versäumt", merkte er dazu an.
Wie Verteidiger Herbert Eichenseder darlegte, bot der Angeklagte ursprünglich in einer Gemeinschaftspraxis in Pressburg seine Dienste an. Als sein Partner ausstieg, übersiedelte der Arzt mit Frau und Kindern nach Wien und suchte hier eine neue Betätigungsmöglichkeit. Er kam in einem sogenannten Schönheitszentrum in Wien-Meidling unter, wo er für 16 Stunden beschäftigt wurde und dafür 3.000 Euro ins Verdienen brachte.
Eingriffe auf Massagetisch
Das Schönheitszentrum wurde im Internet beworben und erfreute sich dank vergleichsweise günstiger Tarifgestaltung starken Kundenzuspruchs. Die Zustände, die dort herrschten, veranlassten selbst den abgebrühten Verteidiger zu folgender Feststellung: "Das ist furchtbar, wenn man als Patient so bearbeitet wird."
Die Eingriffe wurden teilweise auf einem Massagetisch durchgeführt. Operationen an der Brust fanden mitunter ohne Vollnarkose statt. Eine 24-jährige Frau, die nach einer Geburt mit ihren Brüsten nicht mehr zufrieden war, schilderte als Zeugin, der Angeklagte habe ihre Operation unterbrochen, als sie ihm ihre Schmerzen signalisierte. Er habe ihr eine Spritze gegeben und sei dann eine Zigarette rauchen gegangen. Danach habe er ohne sich zu desinfizieren weitergemacht, wobei er weder Handschuhe noch Mundschutz trug.
Laut Anklage kam es bei der jungen Frau zu einer schmerzhaften Infektion, die einer Weiterbehandlung bedurfte. Einer anderen jungen Frau setzte der Arzt im September 2017 ohne Vollnarkose Brustimplantate ein. Die Schmerzen, die er ihr dabei zufügte, kamen dem Gutachten eines Sachverständigen zufolge einer schweren Körperverletzung gleich.
"Habe immer noch die Narben"
Einer weiteren Betroffenen entfernte er in ihrer Wohnung Silikon aus der rechten Brust, wobei er eine offene Wunde hinterließ, die sich infizierte. Eine 32-Jährige ließ sich im Brust-, Bauch- und Gesäßbereich behandeln. Für insgesamt 3.000 Euro bekam sie einen sogenannten Aqua Body Liner und Enzyme gespritzt. An der linken Brust habe sie "extreme Schmerzen" erlitten, Nähte wären aufgegangen. "Ich hab' noch immer die Narben", berichtete die Betroffene dem Schöffensenat (Vorsitz: Magdalena Klestil-Krausam).
Ein 24-jähriger Bursch wollte sich im Juli 2017 die Nase verschönern lassen. Er bezahlte 2.000 Euro. Seither hat er eine knöcherne Delle am Nasenrücken, ein Nasenloch ist verengt. Der Mann leidet seinen Angaben zufolge an chronischen Schmerzen, einer eingeschränkten Atmung und einem Taubheitsgefühl. Ein anderer junger Mann ließ sich vom Angeklagten um 1.600 Euro Fett an der Brust absaugen. Ihm sei bei der Behandlung Rauch ins Gesicht gestiegen, er habe Verbrennungsgeruch wahrgenommen, berichtete er dem Gericht. Bewirkt hätte die Prozedur gar nichts. Diesen Befund bestätigte auch der gerichtliche Sachverständige für plastische und ästhetische Chirurgie, Franz Dirnberger. Das Ganze sei "eine Schummel-Operation" gewesen, sagte der Experte.
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