Arbeitsloser gab sich als Fotograf aus
"Zieh dich aus, ich mach’ dich zum Star", könnte das Versprechen gelautet haben, mit dem ein arbeitsloser Tapezierer Frauen zum Sex überredet hat. Er habe das im Fernsehen gesehen, gab er am Mittwoch beim Prozess am Wiener Straflandesgericht an, und dann selbst festgestellt: Der Schmäh funktioniert wirklich.
Der 40-Jährige kam mit einer Bewährungsstrafe davon. Im Gerichtssaal saß auch seine Freundin. "Sie haben sich ausgesprochen. Die Beziehung ist intakt", sagte sein Verteidiger Bernhard Österreicher.
"Nett, ganz normal"
Unter dem Decknamen "Alex" gab sich der Wiener im Internet als Fotograf mit Kontakten zu Erotik-Magazinen in den USA aus und kontaktierte Frauen. Von Dezember 2014 bis Juli 2015 will er sich mit 30 bis 35 Damen getroffen haben. Sie zogen sich aus, posierten und ließen sich schließlich vor laufender Kamera auf Sex mit dem vermeintlichen Künstler ein. Die versprochenen Honorare von bis zu 45.000 Euro blieb er ihnen schuldig.
"Für mich war es eine Chance, Geld zu verdienen", sagte eine 24-jährige Waldviertlerin als Zeugin aus. Der Mann sei "nett, ganz normal" aufgetreten. Er habe Dutzende Fotos und zwei Filme produziert und ihr erklärt, sie werde das Geld erhalten, sobald das Material in die USA verkauft sei. Als sie ablehnte, beim nächsten Treffen "eine Freundin beizuziehen", drohte er, ihre Bilder im Internet zu veröffentlichen. Sie erstattete Anzeige.
44-Jährige wurde misstrauisch
Dem Betrüger ging auch eine 44-jährige Wienerin auf den Leim. Sie ließ sich deshalb darauf ein, um mit den ihr zugesicherten 30.000 Euro Urlaub mit ihren Kindern machen zu können. Im Hotelzimmer habe der Unbekannte einen „Aufschlag“ von 12.000 bis 15.000 Euro für „spezielle Stellungen“ zugesagt, erfuhr Richterin Oliva-Nina Frigo von der Zeugin.
Auch bei ihr meldete sich der Schwindler ein weiteres Mal, obwohl keine Zahlung erfolgt war. „Er hat gesagt, ein Video ist nix geworden und er würde es gern noch einmal machen“, berichtete die 44-Jährige. Sie habe sich darauf für über zweieinhalb Stunden wieder in das Hotel begeben und die Sex-Szene „noch einmal gemacht, damit ich rausfinden kann, wie er wirklich heißt und ich Beweise habe“. Als der Mann nach dem Geschlechtsverkehr duschen ging, hätte sie seine Brieftasche durchsucht und einen Ausweis mit seinem richtigen Namen gefunden. Weil sie weiterhin kein Bargeld sah, erstattete die 44-Jährige ein paar Tage später Anzeige.
Der 40-Jährige war umfassend geständig, konnte sich aber nicht mehr an alle Namen seiner Gespielinnen erinnern. Bekannt sind nur die zwei Zeuginnen. Ihnen wurde vom Gericht eine Entschädigung von je 1000 Euro zugesprochen. Der Angeklagte wurde rechtskräftig zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt.
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