Anna Sinawastin oder: So schön ist Floridsdorf

Hannes Neumayer vor der neuen Tafel in der Sinawastingasse
In der Sinawastingasse in Jedlesee erinnern Hannes Neumayer und eine neue Tafel an eine Hausgehilfin und Wohltäterin.
Von Uwe Mauch

Es gibt – manchmal – auch schöne Geschichten, über die man aus Floridsdorf berichten kann. Zum Beispiel jene über eine Dienstmagd namens Anna Sinawastin.

Ihren Namen kennen im 21. Bezirk nur die Anrainer und eventuell aufmerksame Radler und Radlerinnen, die durch die verkehrsberuhigte Sackgasse parallel zur Stadtautobahn der Nordbrücke zur Donau fahren.

Erst vor wenigen Tagen wurde am Beginn der Gasse eine Info-Tafel aufgestellt. Auf dieser Tafel steht: Anna Sinawastin (1825 – 1891), Hausgehilfin, Wohltäterin. Ihr Nachlass wurde zu einer Stiftung für arme Hausgehilfinnen in Floridsdorf.

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Die neue Info-Tafel am Beginn der Sinawastingasse in Jedlesee.

Sie war keine Heilige

Der Bezirk verdankt diese Erläuterung einem seiner stets gut informierten Bewohner: Der Redakteur Hannes Neumayer hat in seiner Floridsdorfer Zeitung vor zwei Jahren schon über die Namensgeberin der Sinawastingasse (in Jedlesee) ausführlich berichtet.

Anna Sinawastin, von der kein Foto überliefert ist, arbeitete für eine einflussreiche Floridsdorfer Familie, die Kaufmannsfamilie Schwaiger, nach der ebenso eine Gasse im Bezirk benannt wurde. Einfach dürfte die Arbeit der Alleinstehenden nicht gewesen sein.

Tatsächlich soll ihr „Nachlaß von 3.950 Gulden“ um die Jahrhundertwende mehreren armen Frauen ihres Berufsstandes zugutegekommen sein.

Mehrere Aspekte sind in ihrem Fall spannend: Zum einen wurde die Gasse bereits 1901 nach der Dienstmagd benannt – zu einer Zeit also, als der öffentliche Raum fast ausschließlich Männern gewidmet wurde, und auch nicht unbedingt nach Hausbediensteten.

Hannes Neumayer: „Das ist ziemlich sicher die erste Benennung im heutigen Wien nach einer Frau, die keine reiche, edle, adelige Gönnerin war oder gar Habsburgerin oder Heilige.“

Zum anderen war die Wohltäterin aus Floridsdorf offenbar eine frühe Sozialdemokratin – Jahre bevor die Sozialdemokratie im damaligen Arbeiterbezirk das politische Sagen übernahm.

Die Aufstellung einer erklärenden Tafel war übrigens bereits 1927 beschlossen worden. Ein weiterer diesbezüglicher Antrag wurde in der Floridsdorfer Bezirksvertretung vor zwei Jahren eingebracht. Dass die Tafel erst jetzt aufgestellt wurde? Ist ein anderer Aspekt von Wien. Hauptsache, sie steht jetzt.

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Hannes Neumayer freut sich über die neue Info-Tafel. 

Noch kein Happy End

Für Hannes Neumayer ist die Geschichte an dieser Stelle aber noch nicht ganz zu Ende erzählt. Ein richtiges Happy End hätte sie für ihn erst dann, wenn Stadt und Bezirk den alten Anna-Sinawastin-Fonds wiederbeleben würden, um damit zum Beispiel die Armen von Floridsdorf zu unterstützen.

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