Zugunglück: Kein menschliches Versagen

Das schwere Zugunglück in Frankreich ist vermutlich durch ein gebrochenes Weichenteil verursacht worden. Dies gab am Samstag die Eisenbahngesellschaft SNCF bekannt. Das defekte Stück befinde sich normalerweise in der Weiche und diene als eine Art Klemme zwischen zwei Gleisen. Ersten Ermittlungen zufolge sei das Teil am Unglücksort gebrochen und aus seiner Halterung gesprungen. Die SNCF will nun nach eigenen Angaben auf ihrem gesamten Schienennetz in allen Weichen das betroffene Teil überprüfen.
Zuvor hat der französische Verkehrsminister Frederic Cuvillier menschliches Versagen ausgeschlossen. Glücklicherweise habe der Lokführer den "völlig außergewöhnlichen Reflex" gehabt, sofort das allgemeine Warnsystem auszulösen, sagte Cuvillier am Samstag dem Sender RTL. Durch das dadurch veranlasste Stoppen des gesamten Schienenverkehrs habe der Lokführer einen Frontalzusammenstoß der entgleisten Wagen mit einem entgegenkommenden Zug verhindert.
Am späten Freitagnachmittag war ein Regionalzug auf dem Weg von Paris nach Limoges im Bahnhof von Bretigny-sur-Orge entgleist, mindestens sechs Menschen starben und 30 wurden verletzt. Insgesamt befanden sich nach Angaben der Bahngesellschaft SNCF 385 Menschen an Bord des Zuges. Viele waren auf dem Weg in den Sommerurlaub. Die Unglücksursache stand zunächst nicht fest, doch klagte der französische Fahrgast-Verband am Samstag über völlig überalterte Züge und Schienen.
Ähnlich äußerte sich auch Cuvillier. Nach seinen Angaben konzentrierten sich die Ermittlungen nun auf den technischen Zustand des Zugs, der Gleisanlagen, und "dort insbesondere der Weichen". Der Unglückszug habe zwar fristgemäß alle technischen Kontrollen durchlaufen, sagte der Verkehrsminister. "Doch heißt das nicht, dass wir uns mit Eisenbahnen zufriedengeben sollten, die 30 Jahre alt sind." In den vergangenen Jahren sei zu wenig in den klassischen Schienenverkehr investiert worden, kritisierte der Minister.
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