Schönborn fordert "Öffnung der Herzen"

Drei Priester zelebrieren eine Messe in einer Kirche.
Österreichs Bischöfe machen derzeit den Vatikan unsicher.

Unterwegs im Vatikan: Die österreichischen Ergebnisse der Familienumfrage des Vatikans waren am Montag Thema eines Gesprächs zwischen Kardinal Schönborn und Papst Franziskus. "Das Thema Ehe und Familie wurde ausführlich besprochen", bestätigte der Wiener Erzbischof nach der Audienz gegenüber der APA. Auch des verstorbenen St. Pöltener Altbischofs Kurt Krenn sei gedacht worden. Der Wiener Erzbischof berichtete von einem Gespräch "völlig auf Augenhöhe" mit dem Papst. Er, Schönborn, habe sich durch die "Worte von Klugheit" ermutigt gefühlt und das Gefühl gehabt, ernst genommen zu werden. Auch auf der Amtskirche kritisch gegenüberstehende Reformgruppierungen wie die Pfarrer-Initiative und Wir sind Kirche sei Papst Franziskus eingegangen, hieß es nach der Konsultation der Bischöfe der Wiener Kirchenprovinz am Montag.

Zur Aufarbeitung der Umfrage - die in Österreich der Kirche in Sachen Familie und Sexualmoral Weltfremdheit attestiert hat -, hat der Papst einen groben Fahrplan erläutert. "Es ist sein Anliegen, hinzuschauen und hinzuhören, wie geht es weltweit der Familie", berichtete Schönborn. Im Herbst findet die große Familiensynode des Vatikans statt, in einer "zweiten Etappe" 2015 sollen schließlich die Probleme genau erörtert und Wegen gesucht werden: "Was heißt das für den Umgang mit der Familie?"

Thema am Rande der Konsultation Schönborns bei Franziskus war der verstorbene Altbischof Krenn. Der Heilige Vater habe diesen "kurz erwähnt", habe aber nicht viel über die einstigen Turbulenzen rund um den umstrittenen St. Pöltener Bischof gewusst. Man habe seiner schließlich im Gebet gedacht, so Schönborn.

Messe zur Eröffnung

Die Österreichische Bischofskonferenz hat ihren Audienz-Reigen im Vatikan im Rahmen des Ad-limina-Besuchs mit einer Messe im Petersdom eröffnet. Kardinal Christoph Schönborn ging in seiner Predigt auf die wachsende Ablehnung der römisch-katholischen Kirche durch die Menschen ein. Gedacht wurde auch des am Samstag verstorbenen St. Pöltener Altbischofs Kurt Krenn.

Schönborn sprach von wachsender Ablehnung

Die Bischöfe müssten sich anlässlich des Besuchs auch überlegen, "warum die Freude des Evangeliums immer auch auf solche Ablehnung stößt", regte Schönborn, Erzbischof von Wien und Vorsitzender der Bischofskonferenz, seine Mitbrüder zur Selbstreflexion an. "Diese Botschaft erfordert von uns eine grenzenlose Öffnung der Herzen." Schönborn mahnte auch - in Anlehnung an das Evangelium -, sich nicht derartig zu verschließen, wie es zur Zeit Jesu die Schriftgelehrten getan hätten.

Hintergrund der selbstkritischen Worte sind nicht nur die schwindenden Katholikenzahlen. Das Ergebnis der Familien-Umfrage des Vatikans, das die Bischöfe bei ihrem Besuch überbringen, spricht eine deutliche Sprache.

Dichtes Programm in Rom

In den kommenden Tagen erwartet die Bischöfe ein dichtes Programm: Eine Papst-Audienz für die Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz ist für Donnerstag vorgesehen. Danach soll es eine gemeinsame Audienz der Bischofskonferenz beim Heiligen Vater geben. Offiziell zu Ende geht der Besuch am Freitag mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Paul vor den Mauern, dem Erzbischof Franz Lackner vorstehen wird.

Die "visitatio ad limina apostolorum" (Besuch an den Apostelgräbern") ist vom Kirchenrecht in regelmäßigen Abständen vorgesehen. Für die österreichischen Bischöfe war das zuletzt vor über acht Jahren im November 2005 im Pontifikat von Benedikt XVI. der Fall.

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