Erstes Schiff im Suchgebiet eingetroffen

Es soll die "heißeste Spur" bislang sein: Die australischen Behörden wollen fast zwei Wochen nach Verschwinden des Fluges MH370 mögliche Wrackteile im Indischen Ozean ausgemacht haben: Auf Satellitenbildern vom 16. März sind mehrere Objekte entdeckt worden, die Wrackteile des vermissten Malaysia-Airlines-Flugzeug sein könnten. Eines der Teile sei 24 Meter lang, sagte John Young von der australischen Seesicherheitsbehörde (Amsa) in Canberra. Ein Flugzeug habe die Region bereits überflogen, zunächst aber nichts entdeckt. Die Sicht in der Region rund 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste sei schlecht, sagte Young. In dem Gebiet herrscht zurzeit allerdings regnerisches Wetter mit schlechten Sichtbedingungen. Das Meer ist nach Angaben von Experten dort 3500 bis 5000 Meter tief.
Intensive Suche mit Tagesanbruch
Allerdings soll das norwegische Handelsschiff "Hoegh St. Petersburg", das auf dem Weg nach Melbourne war, seinen Kurs geändert haben und ist inzwischen in dem Gebiet angekommen. Es wird sich an der Suche beteiligen. "Das Schiff bewegt sich momentan langsam, weil es dort mitten in der Nacht ist", sagte ein Sprecher. Die Besatzung handle auf Anleitung der australischen Rettungsbehörden. Die intensive Suche beginne bei Tagesanbruch.
Nach Angaben des australischen Seenotrettungsdienstes wurde außerdem ein Aufklärungsflugzeug der Marine vom Typ AP-3C Orion in das Gebiet entsandt. Die Luftwaffe Neuseelands habe ebenfalls ein Flugzeug geschickt. Die US-Marine beteilige sich mit einer P-8A Poseidon, einem der modernsten Aufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge. Auch ein Schiff der australischen Marine ist unterwegs, aber noch mehrere Tagesreisen entfernt.
Das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord war am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden.
Zwei Objekte entdeckt
Young von der australischen Seesicherheitsbehörde berichtete zuvor von zwei Objekten auf Satellitenbildern:
"Es sah so aus, als schaukelten sie auf dem Wasser auf und ab."
Das Gebiet liegt nahe einer der möglichen Flugrouten. Es sei bislang „die beste Spur“.

Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, Aufnahmen anderer Satelliten hätten die australischen Informationen zum Teil erhärtet. Ein Sprecher des australischen Malaysias Verkehrsminister sagte aber auch, die Suche werde in beiden ausgewiesenen Korridoren fortgesetzt. Sie reichen insgesamt vom Kaspischen Meer und Zentralasien bis in den Süden des Indischen Ozeans.
Wütende Angehörige
Die Suche nach Flug MH370, der kurz nach seinem Start in Kuala Lumpur Richtung Peking von den Radarschirmen verschwand, war bisher erfolglos geblieben. Die Ungewissheit über das Schicksal rief bei vielen Angehörigen Verzweiflung hervor.
Am Mittwoch stürmten wütende Angehörige chinesischer Passagiere einen Presseraum der malaysischen Behörden in Kuala Lumpur. Mehrere Angehörige stürmte den Pressesaal in jenem Hotel in der malaysischen Hauptstadt, wo täglich die Pressekonferenz zu dem Fall stattfindet. Schreiend und weinend enthüllten sie ein Spruchband mit der Forderung "Gebt uns unsere Familien zurück!".
FBI hilft bei Spurensuche
Von dem Flugsimulator, der im Haus des malaysischen Piloten gefunden wurde, wurden nach Angaben der Regierung in Kuala Lumpur Daten gelöscht. Experten versuchen, diese wieder herzustellen. Sowohl im Haus des Flugkapitäns Zaharie Ahmad Shah als auch im Haus von Ko-Pilot Fariq Abdul Hamid hatten Ermittler einen Flugsimulator gefunden. Weil die Kommunikationssysteme an Bord des vermissten Flugzeugs absichtlich abgeschaltet wurden und offenbar auch bewusst die Flugroute geändert wurde, konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Piloten. Die malaysische Regierung hat die US-Bundespolizei FBI in die Suche nach den Ursachen für das mysteriöse Verschwinden der Boeing 777 eingeschaltet.
US-Präsident Barack Obama sagte dem Fernsehsender KDFW, er gebe der Suche nach der vermissten Maschine "höchste Priorität". Es gebe eine "enge Zusammenarbeit" mit den malaysischen Behörden.
Technisches Problem weiter nicht ausgeschlossen
Trotzdem schließen die Experten auch ein technisches Problem weiterhin nicht aus. Das sagte der malaysische Verkehrsminister am Donnerstag in Kuala Lumpur.
Flugzeugexperten haben immer wieder die Möglichkeit eines Schwelbrands im Bereich des Cockpits in die Diskussion gebracht. Dieser könne die Kabel zu den Kommunikationssystemen zerstört haben. Dabei könnten giftige Gase die Piloten bewusstlos gemacht haben. Andere spekulierten über einen plötzlichen Druckverlust, der Piloten und Passagiere außer Gefecht gesetzt haben könnte. Die Möglichkeit eines solchen katastrophalen Ereignisses an Bord "ist nicht ausgeschlossen worden und gehört weiter zur Untersuchung", sagte Hishammuddin. Die geänderte Flugroute erklärt das freilich nicht.

Vor zehn Wochen waren es im Eis gefangene Hobbyforscher, jetzt sind es mögliche Flugzeugtrümmer im Meer: Immer, wenn es um Such- und Rettungsaktionen rund um Australien geht, ist die Seesicherheitsbehörde Amsa gefragt. Notfallhilfe ist eine ihrer Hauptaufgaben.
Viele Einsätze sind dramatisch, wie die Hubschrauber-Rettung der Forscher und Touristen, die mit ihrem Expeditionsschiff über Weihnachten und Neujahr im antarktischen Eis festsaßen. Jetzt steht die Behörde bei der Suche nach dem verschwundenen malaysischen Flug MH370 im Rampenlicht. "Die Suche aus der Luft ist sehr anspruchsvoll, man braucht intensive Konzentration über einen langen Zeitraum", sagte Amsa-Chef Graham Peachey erst Anfang März bei einem Seminar in Townsville an der Ostküste, wo Freiwillige trainiert wurden.
Australien hat rund 25.000 Kilometer Küsten. Von da aus erstreckt sich das Zuständigkeitsgebiet von Amsa noch einmal Tausende Kilometer auf das Meer hinaus, Richtung Pazifik, Richtung Antarktis, Richtung Indischer Ozean. Die Dimensionen sind für europäische Verhältnisse kaum vorstellbar: Amsas Gebiet ist 52,8 Millionen Quadratkilometer groß - siebenmal so viel wie die gesamte Landmasse Australiens.
Amsas Such- und Rettungskräfte zählen zu den erfahrensten der Welt. Zu den Mitarbeitern gehören nach Angaben der Behörde Spezialisten, die aus der Luftwaffe und Marine sowie aus der kommerziellen Schiff- und Luftfahrt rekrutiert wurden. Im Indischen Ozean hat Amsa Anfang der Woche das Kommando bei der Suche nach der vermissten Boeing übernommen. Die Experten steckten auf den Seekarten zunächst ein 600.000 Quadratkilometer großes Gebiet ab und grenzten dies nach Berechnung von Wind und Strömung kontinuierlich ein.
Zur Verfügung stehen ihnen drei Orion-Flugzeuge. Sie werden weltweit als Seeaufklärer eingesetzt, davon zwei aus Australien und eins aus Neuseeland. Eines dieser Flugzeuge wurde am Donnerstag als erstes in die Region beordert, in der auf Satellitenbildern mögliche Wrackteile des Flugzeugs entdeckt wurden. Hinzu kommt eine Boeing P-8 Poseidon der US-Luftwaffe, ein neuerer Typ Seeaufklärer. Die Einsätze starten am Stützpunkt Pearce bei Perth an der Westküste. Zusätzlich sollte eine Hercules-Maschine der Luftwaffe besondere Bojen in dem Gebiet ins Wasser werfen, um das Auffinden der Stelle zu erleichtern und Strömung und andere Daten zu messen.
Amsa beorderte zudem das militärische Versorgungsschiff "HMAS Success" in die Region. "Es ist gut ausgestattet, um Objekte zu bergen", teilte Amsa mit. Das Schiff dürfte aber einige Tage brauchen, bis es im Zielgebiet eintrifft. Ein kommerzielles Schiff, das auch in dem jetzt betroffenen Seegebiet war, half ebenfalls bei der Suche.
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