Wrack-Fund: Ist das Kolumbus' Santa María?

Ein US-Forscher will die Reste des legendären Schiffs, mit dem Amerika entdeckt wurde, gefunden haben. Es mehren sich die Zweifel.

Eine Bucht auf Haiti, an der Nordküste der Insel: Ein Forscherteam rund um den amerikanischen Meeresarchäologen Barry Clifford hat Überreste eines Schiffes gefunden – zwar schon im Jahr 2003, jetzt hat man sicher aber wieder dorthin aufgemacht. Um eines zu beweisen: Dass das Schiff, das dort auf Grund liegt, Christoph Kolumbus‘ legendäre Santa Maria ist. Der war vor Haiti am 25. Dezember 1492 auf Grund gelaufen, das Schiff war irreparabel beschädigt worden.

Der Unterwasserforscher war vor wenigen Wochen mit einem Expertenteam erneut zu dem Fundort ausgerückt, machte neue Vermessungen und verglich Bilder von der ersten Untersuchung mit Aufnahmen von heute. "Jedes einzelne Stück passt", sagte Clifford dem TV-Sender CNN. "Jetzt müssen wir natürlich erst einmal durch den ganzen archäologischen Prozess gehen." Er sei sich aber sicher, dass es sich um die Stelle handle, an der die "Santa María" auf Grund gelaufen war.

Ein Haufen von Ballaststeinen

Ein Segelschiff fährt auf dem Meer, begleitet von zwei Kriegsschiffen.
REFILE - ADDING MISSING WORDS A replica of Christopher Columbus' caravel Santa Maria is shown in this circa 1892 handout photo provided by the United States Library of Congress on May 13, 2014. A shipwreck found off the north coast of Haiti could be the 500 year old remains of the Santa Maria, which led Columbus' famed voyage to the New World, according to a team of marine explorers. REUTERS/U.S. Library of Congress/Handout via Reuters (UNITED STATES - Tags: SOCIETY) ATTENTION EDITORS - FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Gestützt wird Clifford, der sich mit der Suche nach Piratenschiffen einen Namen gemacht hat, durch Charles Beeker von der Universität Indiana. Die Beweise seien "sehr überzeugend", sagte der Archäologe der britischen ZeitungThe Independent– er ist allerdings auch Mitglied in Cliffords Team. Aus Europa kommen indes Zweifel: Die Zeitung spanische ZeitungABC wies unter Berufung auf spanische Archäologen darauf hin, dass nur aufgrund von Aufnahmen und Messungen die gefundenen Überreste nicht eindeutig identifiziert werden könnten.

Die These der Skeptiker: Nach dem Untergang des Schiffes sei das Holz, wie Kolumbus in seinem Tagebuch geschrieben habe, zum Bau einer Festung verwendet worden. "Von dem Schiff blieb kaum ein Nagel übrig", betonte der Archäologe Carlos León, der selbst lange Zeit in der Gegend geforscht hat. Bei dem Fund handle es sich in Wirklichkeit nur um einen Haufen von Ballaststeinen.

Hunderte ähnliche Schiffe

Der Meereswissenschafter Miguel Aragón, Chef der Abteilung für versunkene Meeresschätze bei der spanischen Marine, wies laut der Online-Ausgabe von El Pais darauf hin, dass nach geologischen Studien die Küstenlinie sich vorgeschoben habe und an der Stelle, an der die "Santa María" vor mehr als 500 Jahren verunglückt war, jetzt Festland sei. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Fund um Reste des Schiffes handelt", sagte der Experte. El Pais betonte zudem, in der Karibik seien Hunderte spanische Schiffe gesunken, eine Verwechslung sei daher wahrscheinlich.

Beratung mit Regierung

Mit der Regierung Haitis will Clifford nun die nächsten Schritte beraten. Sollte es sich tatsächlich um die "Santa María" handeln, wäre dies einer der wichtigsten archäologischen Unterwasserfunde der Geschichte. Der Meeresarchäologe will sich heute Nachmittag auch bei einer Pressekonferenz in New York äußern.

Kommentare