Wie "Der Kleine" die Polizei narrt

Er ist bei der US-Antidrogen-Behörde DEA als "Gottvater der Drogen-Welt" bekannt, hat mehr Einfluss und "herrscht" über ein größeres Gebiet als einst Pablo Escobar und steht seit 2009 durchgehend auf der Forbes Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt - er ist der meistgesuchte Mann Mexikos und der meistgesuchte Drogenboss der Welt: Joaquín Guzmán Loera.
Die Regierung seines Heimatlandes hat ein Kopfgeld von 30 Millionen Pesos auf Guzmáns Ergreifung ausgesetzt, die USA haben noch einmal fünf Millionen US-Dollar Belohnung draufgesetzt. Produktion, Schmuggel und Verkauf von Kokain aus Kolumbien, Amphetaminen, Heroin und Marihuana ließen Guzmáns Privatvermögen auf über eine Milliarde Dollar ansteigen, er ist aktuell der zehnt-reichste Mann Mexikos.
Aufstieg und Fall
Aufgrund seiner mit 1,68 Metern relativ kleinen Statur hielt Guzmán als "El Chapo" oder "Shorty", also "der Kleine", in der Kriminalgeschichte Einzug. Über seine frühen Jahre ist wenig bekannt, nicht einmal sein Geburtsdatum kann genau verfiziert werden. Einzig der Geburtsort im Städtchen La Tuna in den Bergen der Provinz Sinaloa gilt als verbürgt.
In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verschaffte sich Guzmán die nötigen Kontakte nach Asien, ließ in den Provinzen der Pazifikküste entsprechende Labore aus dem Boden schießen und kontrollierte in der Folge mehr oder minder den kompletten Amphetamin-Markt des Landes.
Genießen konnte der Drogenboss seinen Reichtum jedoch nicht. "El Chapo" ist auf der Flucht, im wahrsten Sinne des Wortes. Guzmán war bereits 1993 von den Behörden in Guatemala verhaftet und zwei Jahre später an Mexiko ausgeliefert und dort verurteilt wurden. Ihm standen mehr als 20 Jahre im Gefängnis bevor.
Flucht
Als nach einigen Jahren im Gefängnis das mexikanische Höchstgericht in einem Grundsatzurteil die Auslieferung von mexikanischen Staatsbürgern an die USA vereinfachte, schrillten bei Guzmán die Alarmglocken. Am 19. Jänner 2001 gelang Guzmán jedoch die Flucht.
Nicht weniger als 78 Personen waren nach letztem Ermittlungsstand an seinem Entkommen beteiligt, wohl noch einige Personen mehr standen auf Guzmáns "Payroll" - Experten schätzen, dass die Flucht nicht weniger als 2,5 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern verschlungen hatte.
Ein Wärter hatte zunächst die Zellentür geöffnet, ehe "El Chapo" über den Schmutzwäsche-Wagen stieg. Von diesem wurde er in den entsprechenden Wäsche-LKW verladen und an einer Tankstelle in der Umgebung abgesetzt. Dank gezielter Bestechung war sichergestellt, dass Guzmán zumindest 24 Stunden Vorsprung auf seine Verfolger hatte und diesen bis heute behält.
Im Untergrund
In den Folgejahren brach "Der Kleine" zunächst mit dem Juarez Kartell und war später auch mitverantwortlich für den Niedergang des Beltran-Leyva-Kartells. Vor allem die Verschwörung zur Ermordung des Anführers des Juarez-Kartells, Rodolfo Carrillo Fuentes, gilt als entscheidender Funken, der den Kartell-Krieg der letzten sieben Jahre in Mexiko endgültig entfachte.
Der aktuelle Aufenthaltsort Guzmáns ist unbekannt, zuletzt in der Öffentlichkeit gesehen wurde der laut Forbes-Liste meistgesuchte Mann der Welt im Jahr 2005. Zweimal marschierte er mit bewaffneten Bodyguards in ein Restaurant, ließ die Besucher ihre Mobiltelefone ausschalten bzw. "abgeben", schüttelte ein paar Hände, stellte sich vor, dinierte in Ruhe, beglich die Rechnung für alle Anwesenden und verschwand genauso schnell wie er gekommen war.
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