WHO: Zahl der Ebola-Fälle wohl weit unterschätzt

Drei Sanitäter in Schutzanzügen tragen einen Leichensack durch ein Dorf.
Tausende Fälle. Gesundheitsnotstand in vier Ländern. Lebensmittelknappheit droht. Airlines stellen Flüge ein.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist der Weltgesundheitsorganisation zufolge möglicherweise schwerer als bisher gedacht. Es gebe Hinweise in den betroffenen Ländern, dass das tatsächliche Ausmaß des Ausbruchs weit größer sei als es die Zahl der Todesopfer und Erkrankungen erkennen ließen, teilte die WHO (zur englischen Website) am Donnerstag mit. Zuletzt wurden 1.069 Todesfälle und 1.975 Krankheitsfälle gezählt.

UN-Friedenstruppen patrouillieren in einem belebten Stadtgebiet mit einer Ebola-Warnung im Hintergrund.
A U.N. convoy of soldiers passes a screen displaying a message on Ebola on a street in Abidjan August 14, 2014. The world's worst outbreak of Ebola has claimed the lives of 1,069 people and there are 1,975 probable and suspected cases, the vast majority in Guinea, Liberia and Sierra Leone, according to new figures from the World Health Organisation (WHO). Ivory Coast has recorded no cases of Ebola. REUTERS/Luc Gnago (IVORY COAST - Tags: HEALTH TRANSPORT TPX IMAGES OF THE DAY)
Die internationale Hilfe soll nun unter Koordination der WHO weiter hochgefahren werden. Zudem prüfen Hilfsorganisationen Möglichkeiten, die Menschen in den Krisengebieten besser mit Lebensmitteln zu versorgen, wie die Weltbank erklärte. So könnten etwa die Hunger leidende Bevölkerung in Teilen Liberias und Sierra Leones, die zum Schutz vor einer Ausbreitung der Seuche abgesperrt wurden, mit Lebensmittel aus der Luft versorgt werden.

Am schwersten betroffen von der Epidemie sind Guinea, Sierra Leone und Liberia, vier Todesfälle gibt es inzwischen auch im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land Nigeria. Die WHO hat wegen der Viruserkrankung den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen und sich für den Einsatz kaum erprobter Wirkstoffe zur Bekämpfung ausgesprochen.

WHO-Video (englisch)

Die USA forderten Angehörige von Mitarbeitern der US-Botschaft in Sierra Leone auf, wegen der Ebola-Seuche das Land zu verlassen. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, da es seit dem Ausbruch an medizinischer Versorgung mangele, teilte das US-Außenministerium am Donnerstag mit. US-Präsident Barack Obama telefonierte an dem Tag mit dem Präsidenten von Sierra Leone, Ernest Bai Koroma, und mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf. In beiden Gesprächen habe er die Unterstützung der USA zugesagt.

Außenministerium rät von Reisen ab

Seitens des österreichischen Außenministeriums wird von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Sierra Leone dringend abgeraten. Das Gleiche gilt für Liberia und Guinea allerdings auch mit Blick auf Terrorgefahr.

Guinea rief als letztes der vier von Ebola mit Todesfällen betroffenen Länder den Gesundheitsnotstand aus. Damit waren laut Präsident Alpha Conde zahlreiche Maßnahmen verbunden, darunter striktere Kontrollen an den Grenzen und die sofortige Isolierung von Menschen, die Symptome aufweisen.

In Liberia droht wegen der Epidemie inzwischen eine Lebensmittelknappheit. Auch andere lebenswichtige Güter können das Land kaum noch erreichen, nachdem das Nachbarland Elfenbeinküste den Schiffsverkehr aus den betroffenen Ländern durch seine Gewässer verboten hat.

Airlines stellen Flüge ein

Auch der Luftverkehr aus und nach Liberia nimmt immer weiter ab. Die Gesellschaften Air France, British Airways, ASky und Arik haben ihre Flüge nach Monrovia bereits eingestellt. Die amerikanische Delta kündigte an, der letzte Flug der Gesellschaft starte am 27. August.

Info

Von Ebola war erstmals im März aus Guinea berichtet worden, erste Erkrankungen gab es in der Region aber wohl schon im Dezember. Das Virus hatte sich schnell nach Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. Es handelt sich um die erste Ebola-Epidemie in Westafrika und den schlimmsten Ausbruch der Krankheit, der bisher registriert wurde.

Kommentare