"Welt"-Journalist in der Türkei festgenommen

Grund waren offenbar unbequeme Fragen an Gouverneur.

Die türkischen Behörden haben am Dienstag in der Stadt Akcakale an der Grenze zu Syrien vier Journalisten vorübergehend festnehmen lassen, darunter den Korrespondenten der Welt. Grund seien unbequeme Fragen an den Gouverneur der Grenzprovinz Sanliurfa gewesen, zu der Akcakale gehört, erklärte Welt-Reporter Deniz Yücel nach seiner Freilassung auf Twitter.

In Akcakale waren in den vergangenen Tagen mehrere tausend Flüchtlinge angekommen, die vor Gefechten in der auf der syrischen Seite der Grenze liegenden Stadt Tal Abjad geflohen waren. In Tal Abjad hatten kurdische Milizen die Kämpfer vom "Islamischen Staat" (IS) vertrieben.

Festnahme durch Polizei

Bei einem Besuch an der Grenze wurde Gouverneur Izzetin Kücük am Dienstag laut dem Fernsehsender IMC-TV von Journalisten nach Berichten gefragt, wonach einige Flüchtlinge in Akcakale wegen ebenfalls in die Stadt gekommener IS-Kämpfer um ihre Sicherheit fürchteten. Darauf habe der Gouverneur die Begegnung mit der Presse für beendet erklärt und die Polizei angewiesen, vier Reporter festzunehmen. Dabei handelte es sich um Yücel und Vertreter mehrerer Oppositionszeitungen.

Druck auf Medien

Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtet, übt die türkische Regierung unter Recep Tayyip Erdogan zum Teil direkten Druck auf Medien aus. So würden Regierungsmitglieder in Redaktionen anrufen und verlangen, das regierungskritische Berichte von Webseiten entfernt werden.

Auch Erdogan selbst geht immer wieder gegen unliebsame Journalisten vor und verklagt beispielsweise Karikaturisten, von denen er sich beleidigt fühlt. Vor den Parlamentswahlen Anfang Juni drohte der Präsident einer Zeitung, dass diese für ihre Berichterstattung "schwer bezahlen" werden.

Kommentare