Weibliche Bischöfe: Kirche vor historischer Entscheidung
Monatelang wurden offene Briefe in Zeitungen publiziert, Umfragen in Auftrag gegeben, Aufrufe gemacht. Dass die dreitägige Generalsynode am späten Dienstag ihre Wahl preisgeben wollte, ließ in England niemanden kalt. Denn eine nächste Abstimmung wäre erst wieder in sieben Jahren möglich. Sowohl der scheidende Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, als auch sein Nachfolger Justin Welby unterstützen die Vorlage. Seit 1993 können Frauen in der Mutterkirche der anglikanischen Gemeinschaft zu Priesterinnen geweiht werden; sie machen bereits ein Drittel der Geistlichkeit aus. 2005 sagte die Kirche von England auch prinzipiell Ja zur Weihung von Bischöfinnen. Nun sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Doch die Angst vor einer noch tieferen Spaltung in der Staatskirche ist groß.
Denn längst nicht alle sind zufrieden mit Frauen in den höchsten Kirchenämtern: Konservative Gruppen stemmen sich vehement gegen die Neuerung, für die eine Zweidrittel-Mehrheit in der Synode nötig ist. Einigen Gegnern wurde der Kurs längst zu liberal: Vor zwei Jahren traten demonstrativ fünf Bischöfe zum römisch-katholischen Glauben über – der Vatikan hatte es ihnen leicht gemacht, obwohl sie verheiratete Familienväter waren. Andererseits erhoffen sich auch die Anglikaner mit Fortschritten wie der Wiederheirat Geschiedener und eben Bischöfinnen Zulauf von den Katholiken.
Geschätzte 20 Prozent ihrer Mitglieder sollen gegen Bischöfinnen sein. Um sie zu besänftigen, hat man einen Kompromiss eingewoben: Wenn eine Gemeinde eine bestellte Bischöfin ablehnt, kann ein Mann von außerhalb angefordert werden.
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