Gericht akzeptiert drittes Geschlecht

Es könnte ein Urteil sein, das Geschichte schreibt: Ein australisches Gericht hat erstmals entschieden, dass Menschen in amtlichen Formularen etwa von Standesämtern nicht als männlich oder weiblich eingeordnet werden müssen.
Wie die Zeitung „Sydney Morning Herald“ am Samstag berichtete, kassierte das Berufungsgericht des Bundesstaates New South Wales am Freitag eine anderslautende Entscheidung. Norrie May-Welby hatte gegen das Urteil eines Verwaltungsgerichts geklagt. Norrie wurde als Mann geboren, unterzog sich aber 1983 einer Operation und beschloss, weder als Mann noch als Frau zu leben.
Im Jahr 2010 erhielt Norrie, 52, von der Regierung in New South Wales offiziell die Bestätigung weder Frau, noch Mann zu sein: „ Geschlecht nicht definiert“, hieß es darin. Vier Monate später wurde die Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Norrie kämpfte dagegen an und erhielt nun, drei Jahre später, recht. Das Richtergremium erklärte in dem am Freitag abgeschlossenen Verfahren, das Wort Geschlecht habe nicht die binäre Bedeutung „männlich“ oder „weiblich“.
Norrie sagte in einer Reaktion, die Entscheidung sei die Anerkennung, dass nicht jeder „eindeutig männlich oder weiblich sei“. Zwar sei dies bei den allermeisten der Fall, aber das Gesetz müsse „jeden Menschen miteinbeziehen“.
M, F oder X
In Pässen können Australier bereits seit Jahren ein drittes Geschlecht angeben. Die Richtlinien des Außenministeriums erlauben ein X für „intersexuell“ neben dem herkömmlichen M („männlich“) und F („weiblich“) in den Pässen. Bei intersexuellen Menschen sind nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale wie Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen oder äußere Geschlechtsorgane eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen.
Video: Norrie May-Welby im Interview
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